Ehrenamt (8)

Shownotes

Nicht nur die Organisation Feuerwehr ist auf engagierte Menschen angewiesen, die sich für Sicherheits-, Brand- und Katastrophenschutzaufgaben einsetzen. Sondern die Gesellschaft insgesamt. Denn: Oftmals ist gar nicht bewusst, dass 95 Prozent aller Feuerwehrkräfte ehrenamtlich tätig sind. Motivation spielt also eine entscheidende Rolle, um langfristig für das Ehrenamt zu begeistern.

Resilienz ist im Spannungsfeld von Ehrenamt und gesellschaftlicher Daseinsvorsorge ein Schlüsselaspekt, da Feuerwehrleute immer wieder mit belastenden Situationen konfrontiert sind, die mentale Stärke erfordern. Wenn Einsatzkräfte befähigt werden, angemessen mit Stresssituationen umzugehen, fördert das eine Kultur der Unterstützung und des Zusammenhalts selbst. Die Identifikation mit der Sache steigt und Aktive binden sich verstärkt an die Organisation Feuerwehr. Weil Teamarbeit und Zusammenarbeit ein Gefühl der Zugehörigkeit fördern. Auch die Stärkung von Vielfalt und Inklusion innerhalb der Strukturen trägt dazu bei, dass verschiedene Perspektiven und Erfahrungen in die Arbeit einfließen und sich damit ebenso die Widerstandsfähigkeit in Notfallszenario erhöht. Was es neben diesen nach innen gerichteten Maßnahmen braucht, sind konstruktive Lösungen und Anreize nach außen. Sei es eine offene Kommunikation mit der Bevölkerung, um Verständnis für die Herausforderungen von Einsatzkräften zu schaffen. Oder Entlastungen für ehrenamtlich engagierte Menschen. Im Gespräch mit den Expert:innen dieser Folge wird dabei auch deutlich – ein Aspekt muss künftig verstärkt an Bedeutung gewinnen: ein aktives Freiwilligenmanagement.

Transparenz

In dieser Folge kommen folgende Gesprächspartner:innen zu Wort:

Frank Hachemer, Vizepräsident im Deutschen Feuewehrverband und Präsident des Landesfeuerwehrverbands Rheinland-Pfalz e.V.

Hermann Zengeler, Geschäftsführer bei Brand Punkt – Beratung und Coaching für Hilfsorganisationen

Prof. Dr. Doris Rosenkranz, Technische Hochschule Nürnberg und Leiterin des Projekts „Wer löscht morgen“, das in Kooperation mit dem Landesfeuerwehrverband Bayern e. V. und Freiwilligen Feuerwehren das Ehrenamt in der Freiwilligenorganisation Feuerwehr erforscht

In der Episode wird auf die statistische Entwicklung der Mitglieder in Freiwilligen Feuerwehren zwischen 2000 und 2020 verwiesen.

Zudem geht es um die derzeit geltenden Hilfsfristen in allen 16 Bundesländern, die durch das System Freiwillige Feuerwehr ermöglicht werden.

Angesprochen wird zudem die Facharbeit "Konzepte für eine familienfreundliche Feuerwehr", die im Auftrag des Instituts der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen entstanden ist.

Im Gespräch mit Hermann Zengeler von Brand Punkt geht es um explizite Demotivationsfaktoren im freiwilligen Engagement bei der Feuerwehr, die der Berater und Coach in der Podcast-Episode "#246 Feuerwehrdienst und danach demotiviert" seines Formats Einsatzleben-Podcast zusammengefasst hat.

Darüber hinaus geht es um das Forschungsprojekt "Wer löscht morgen" von der Technischen Hochschule Nürnberg, das von Prof. Dr. Doris Rosenkranz geleitet wurde. Rund 32.000 Menschen zwischen 18 und 65 Jahren haben an der Befragung zum Thema Engagement und Freiwillige Feuerwehr teilgenommen.

Zitiert wird aus der Befragung Familiensurvey, die das Engagement in Deutschland zusammenfassend einordnet. Demnach sind 40 Prozent der Menschen ab 14 Jahren in Deutschland in ihrer Freizeit. Das entspricht etwa 29 Millionen Personen.

Dieser Podcast wird gefördert durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat im Rahmen des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe (ZdT)“. Die im Bundesprogramm geförderten Projekte der Landesfeuerwehrverbände Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen haben die Produktion inhaltlich beraten. Seit Februar 2024 hat sich die Zahl der durch ZdT geförderten Projekte von elf auf zehn reduziert, deswegen ist in den ersten Folgen noch

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00:00:00: In diesem Podcast sprechen wir über die Feuerwehr. Aber wir sind anders. Hier geht es nicht um

00:00:12: Blaulichtalltag und Rettungsaktionen. Wir wollen ins Innere der Organisation schauen und fragen,

00:00:17: was hält Feuerwehr zusammen? Warum das wichtig ist? Ganz einfach. Feuerwehr ist Daseinsvorsorge

00:00:23: und geht uns deshalb alle an. Wenn polarisierende Debatten und Krise um Krise des Meinungsklima

00:00:29: verschärfen, schlägt sich das auch in Feuerwehren nieder und Konflikte sind vorprogrammiert. Dann

00:00:34: geht es darum, Spaltung und Vereinahmung zu verhindern und demokratische Grundwerte zu fördern. Wie

00:00:39: das gelingen kann, wollen wir die Fragen, die praktisch daran arbeiten. Du hörst Zukunft 112,

00:00:45: Zusammenhalt in der Feuerwehr. Dieser Podcast ist im Rahmen des Bundesprogramms Zusammenhalt

00:00:52: durch Teilhabe entstanden, ein Programm des Bundesinnenministeriums und der Bundeszentrale

00:00:56: für politische Bildung. Dieses macht es sich zur Aufgabe, das demokratische Miteinander in

00:01:01: Vereinen und Verbänden zu stärken und Projekte gegen diskriminierendes und demokratiefeindliches

00:01:07: Verhalten zu unterstützen. In dieser Folge wollen wir über das Fundament von Feuerwehr sprechen,

00:01:13: das die Organisation so besonders macht. Das Ehrenamt. Als größte freiwilligen Organisation

00:01:19: arbeitet Feuerwehr seit über 170 Jahren nach diesem Prinzip. Und doch wird das Ehrenamt in den

00:01:25: letzten Jahren auf die Probe gestellt. Die Mitgliederzahlen variieren, Verbindlichkeit lässt

00:01:31: nach und die Suche nach Lösungen läuft parallel dazu auf Hochtouren. Wir versuchen in dieser

00:01:36: Episode konstruktive Ansätze zu bündeln und Handlungsempfehlungen für die Zukunft zu geben.

00:01:42: Wenn Sie jetzt den Notruf 1 an 2 wählen, ist das egal wo Sie in Deutschland sind, werden Sie von

00:01:48: der Feuerwehr definitiv bedient in Anführungszeichen. Dann fällt Ihnen vielleicht manchmal tagsüber auf,

00:01:52: dass da 10 Feuerwehrautos stehen und denken, da ist jetzt ein Riesenunglück passiert und dann

00:01:57: ist das aber zum Glück nur ein kleinerer Einsatz eigentlich, wo er halt erst angebrannt ist oder

00:02:00: so. Aber dann merken Sie schon, dass es die ersten Erscheinungen, dass es Schwierigkeiten gibt,

00:02:04: weil da wurden dann halt mehrere Feuerwehren alarmiert für einen kleinen Brand, wo früher

00:02:07: vielleicht eine Feuerwehr hat ermittelt. Es stimmt. Jedem dürfte diese Szene schon einmal begegnet sein.

00:02:14: Was Frank Hachemmer hier beschreibt, ist nicht ungewöhnlich. Und nicht immer ist ein Großeinsatz

00:02:20: Grund dafür, dass sich mehrere Feuerwehrwagen am Straßenrand drängen. Der Vizepräsident des

00:02:25: Deutschen Feuerwehrverbandes, kurz DFV, beschreibt hier einen schon lange bekannten Trend in der

00:02:30: Tageseinsatzbereitschaft der Wehren. Gemeint ist damit die Zahl derer, die am Tag im Notfall

00:02:36: einsatzbereit sind. Gerade in ländlichen Regionen sind das nicht viele, weil Menschen auswärts

00:02:41: arbeiten und damit nicht in der Nähe ihrer Feuerwehr sind. Frank Hachemmer nennt das,

00:02:46: was folgt Rondevousysteme. Das bedeutet im Ernstfall werden mehrere Wären aus dem

00:02:51: Umkreis angefunkt und Wagen angefordert, damit genug Einsatzkräfte zusammenkommen und ein

00:02:56: Einsatz überhaupt bewältigt werden kann. Die Episode zum Aspekt "Ländliche Räume" hat sich

00:03:02: damit intensiver beschäftigt. Was hinter diesem Szenario liegt, ist ein größerer Komplex im

00:03:08: System Feuerwehr. Nämlich die Frage, wie das Ehrenamt gestärkt werden kann, damit möglichst

00:03:13: viele Menschen weiter freiwillig Brandschutzaufgaben übernehmen und Wären verlässlich besetzt sind,

00:03:19: damit nicht alle gleichzeitig angefunkt werden müssen. Die Schlüsselwörter sind Mitgliederstärkung

00:03:25: und Nachwuchsgewinnung, denn 95 Prozent aller Engagierten im Feuerwehrdienst sind ehrenamtlich

00:03:31: aktiv, nur 5 Prozent in Berufs- oder Werkfeuerwehren. Diese Zahl macht deutlich, wie wichtig das

00:03:38: Ehrenamt für Feuerwehren und somit dem Brandschutz für uns alle ist, gerade für diejenigen, die im

00:03:43: ländlichen Raum leben. In den Jahren zwischen 2000 und 2020 gab es einen Rückgang von rund 10 Prozent

00:03:50: bei den Mitgliedern in freiwilligen Feuerwehren. Erst 2021 war ein deutlicher Aufwärtstrend auf

00:03:56: 2000er Niveau zu verzeichnen. Die Gründe für den Rückgang an aktiv Engagierten über die Jahre

00:04:02: sind vielfältig. Dass sich ehrenamtliches Engagement verändert, ist nicht nur bei Feuerwehren so.

00:04:08: Gesamtgesellschaftlich werden persönliche Interessenslagen, Flexibilität und Ungebundenheit

00:04:13: wichtiger. Menschen ergreifen beispielsweise zunehmend projektbezogen und weniger verbindlich

00:04:19: ein Ehrenamt. Das eröffnet die Chance, sich in verschiedenen Lebensabschnitten immer wieder

00:04:23: neu zu orientieren. Mit dem Dienst in einer Feuerwehr ist das aber schwerverträglich,

00:04:29: denn Notlagen enden nicht und erfordern eine stetige Aus- und Weiterbildung. Das ist langwierig

00:04:35: und dauert. Entscheidend ist, dass Engagierte regelmäßig an Übungen teilnehmen, eben verlässlich,

00:04:41: nicht sporadisch. Für Frank Hachemars deshalb unter anderem entscheidend einen Kulturwandel

00:04:47: in Wehren zu vollziehen. Dahingehend, dass neue Zielgruppen erreicht werden und ein Mitgliederpotenzial

00:04:52: gehoben wird, das bisher nicht im Fokus lag. Wenn ich zum Beispiel daran denke, dass die Feuerwehr

00:04:57: traditionell eher nicht für Menschen mit Migrationshintergrund gestanden hat, dann muss

00:05:01: sich das natürlich öffnen. Das ist ja zäh leider aus verschiedenen Gründen. Es liegt

00:05:05: einerseits daran, dass viele Feuerwehreinheiten auch noch nicht so weit sind, dass sie sagen,

00:05:10: wir sind dafür offen, ohne das unbedingt abzulehnen, aber die haben sich mit der Frage

00:05:13: oft noch gar nicht beschäftigt. Dann gibt es aber auch auf Seiten von Menschen mit Migrationshintergrund

00:05:18: manchmal Vorbehalte gegenüber den Feuerwehren, weil sie einfach aus ihrer eigenen Heimat

00:05:22: möglicherweise die Feuerwehr als staatliche Einrichtung wahrnehmen. Das ist oft ein Grund,

00:05:26: dann da Berührungsexen zu haben. Da ist die Feuerwehr der Polizei angegliedert oder

00:05:30: sogar die Meditär. Außerdem ist es auch eine Einrichtung, die oftmals wahrgenommen wird

00:05:34: als typisch für die Menschen, die immer schon hier mit ihren Familien zu Hause sind. Dann

00:05:41: sieht man vielleicht nicht so die Möglichkeit, sich auch dort zu engagieren.

00:05:44: Der Feuerwehrvizepräsident plädiert dafür, gesellschaftliche Verkrustungen aufzubrechen,

00:05:49: um eine echte Öffnung von Wehren zu erreichen. Mehr Beteiligung und Teilhabe aus diversen

00:05:54: gesellschaftlichen Gruppen werde das Ehrenamt langfristig stärken. Da ist er sicher. Wie

00:05:59: eine heterogene Zusammensetzung in der Feuerwehr erreicht werden kann und welche Hürden dabei

00:06:04: praktisch überwunden werden müssen, haben wir in der Folge Frauenförderung und in der

00:06:08: Episode Diversität bereits besprochen. Als Positivdenker hat Frank Hachema zudem eine

00:06:15: überraschende Antwort parat, wenn es darum geht, nach Lösungen für die Stärkung des

00:06:19: Ehrenamts zu suchen. Und die klingt so. Alle schreien ja immer so nach der großen Lösung.

00:06:25: Also die Patentlösung, mit der wir das alles hinkriegen. Und die gibt es auch. Die ist

00:06:30: die Mosaiklösung. Also die Lösung, dass es nicht eben die große Einzelne gibt mit einer

00:06:34: einzigen Antwort wie "was machen", sondern die Mischlösung. Also die Lösung mit vielen,

00:06:39: vielen kleinen Mosaiksteinchen, das hinzukriegen.

00:06:41: Ja, das scheint schlüssig. Es braucht viele Puzzleteile, die ineinandergreifen, um nachhaltig

00:06:47: etwas für das Ehrenamt zu tun. Die Öffnung für neue Zielgruppen und einen damit verbundenen

00:06:52: Kulturwandel sind bereits als Ansatzpunkte gefallen. Hinzu kommt eine starke Öffentlichkeitsarbeit.

00:06:59: Frank Hachema nennt Kampagnen und nach außen wirksamer Aktionen einen wichtigen Baustein,

00:07:04: um punktuell Aufmerksamkeit zu erregen. Für ihn ergibt sich daraus auch ein weiterer,

00:07:09: wichtiger Anknüpfungspunkt. Die politische Willensbildung und Entscheidungsebene. Denn

00:07:15: aufzuklären bedeutet letztlich, auf Wahlentscheidungen Einfluss zu nehmen. Und diese entscheiden

00:07:20: ganz praktisch und direkt über die Zukunft von Feuerwehr.

00:07:23: Also es geht zum Beispiel auch einfach darum in der Gesellschaft, also in den Draußen,

00:07:27: bei den Menschen klarer zu machen, was Feuerwehr ist. Dass das eine Truppe ist aus Leuten,

00:07:32: die nicht irgendwo in der Ferne sitzt, die bezahlt wird dafür, dass sie den ganzen Tag

00:07:35: darauf wartet, dass sie dir jetzt helfen kann, sondern die eigentlich aus dir selbst besteht.

00:07:39: Also aus Menschen, die als Nachbarn rechts und links neben mir plötzlich aufspringen,

00:07:43: wenn ich Not bin und mir sofort helfen. Und da einen Durchbruch zu erringen, wäre deshalb

00:07:48: gut, weil das ja auch alles Wähler sind, die oft gar nicht wissen, dass sie mit ihrem Kreuz

00:07:53: in einer bestimmten Stelle vielleicht auch entscheiden können, was möglicherweise in

00:07:56: Zukunft mit den Feuerwehren passiert. Wenn wir hören, dass es Bestrebungen gibt zu sagen,

00:08:01: da muss ganz viel Hauptamt rein, dann muss man auch das wieder ganz differenziert betrachten.

00:08:06: Was heißt das denn? Müssen jetzt alle Feuerwehrleute bezahlt werden? Da muss man sagen, trotz verschiedener

00:08:11: Berechnungen, die da auch schon mal im Raum waren, wo Leute sagen, das ginge, muss ich dann sagen,

00:08:15: naja, also man muss mal genau betrachtet wird das schwierig, das zu bezahlen, denn da müssen

00:08:18: Abstriche gemacht werden. Was er mit Abstrichen meint, sind unter anderem die jetzt geltenden Hilfsfristen.

00:08:24: In den Feuerwehrgesetzen der Bundesländer ist geregelt, in welcher Zeitspanne eine Feuerwehr

00:08:30: im Notfall am Einsatzort sein muss. Etwa zehn Minuten sind es im Mittel. Möglich macht das,

00:08:35: das breit aufgestellte flächendeckende Netz von Ehrenamtlichen. Aus Kostengründen

00:08:40: ausgedünntes Personal, das überwiegend aus Hauptamtlichen besteht, könnte diese Zeiten

00:08:46: vermutlich nicht gewährleisten. Es braucht laut Frank Hachema also sprechfähige Feuerwehrleute,

00:08:51: die für ihre Sache und ein starkes Ehrenamt Werbung machen. Dazu red er Feuerwehraktiven,

00:08:57: teilt mehr mit über Feuerwehr, erklärt, wie Feuerwehr funktioniert, denn das hat zum einen

00:09:04: Wirkung nach außen und zum anderen ergibt sich daraus auch ein wichtiger interner Effekt. Feuerwehrangehörige

00:09:10: müssten sich selbst die einmalige Struktur der Feuerwehr als größter freiwilligen Hilfsorganisation

00:09:16: aufs Neue vergegenwärtigen. Denn immer wieder heiße es vorschnell, Feuerwehr sei hauptsächlich

00:09:22: Technik. Natürlich seien gute Geräte und eine einwandfreie Ausstattung die Voraussetzung für

00:09:28: den Einsatzerfolg. Aber macht Frank Hachema klar, dass allein Reiche nicht, um Feuerwehr im Ehrenamt

00:09:35: für die Zukunft aufzustellen. Feuerwehr ist eben nicht nur Technik. Feuerwehr sind halt die Menschen,

00:09:40: die damit unterwegs sind, die das machen. Und da ist dann schon mal so ein Punkt, wo man sagen muss,

00:09:44: liebe Jungs und Mädels in der Feuerwehr, wir müssen da stärker darauf achten. Es ist nicht nur

00:09:48: toll, wenn wir ein warmes Feuerwehrhaus haben und modernes, sondern es ist auch wichtig,

00:09:51: wie wir miteinander umgehen, wie wir auf Menschen zugehen, die damit machen sollen. Sagen wir auch,

00:09:55: wir haben ja so viel Feuerwehrleute, wir brauchen ja gar nicht. Oder sagen wir, wir öffnen die

00:09:59: Feuerwehr, nehmen ein paar Mermit in die Runde rein, weil wir vielleicht auch mal eine Fluktuation

00:10:02: haben. Ich erneb das ganz oft, dass ich sogar angegriffen werde, weil gesagt wird immer, was

00:10:06: jetzt nur dich da so sehr für diesen ganzen Nachhochsquatch ein. Wir haben doch ganz viele

00:10:09: junge Leute in der Feuerwehr. Ja, das ist ja auch super. Nur wir müssen auch ein bisschen

00:10:13: Implik haben, was ist denn in zehn Jahren? Wie alt sind denn dann die jungen Leute und wo sind

00:10:17: die denn dann? Um Menschen langfristig zu binden, brauche es deshalb eine starke Würdigung der

00:10:22: Kinder und Jugendarbeit und zudem Möglichkeiten der Mitbestimmung für junge Menschen in diesen

00:10:27: Strukturen, um Generationenkonflikten konstruktiv zu begegnen. Wer selbst wirksam wird und das

00:10:34: Gefühl hat, etwas zu erreichen, etwas mitzugestalten, bindet sich stärker an eine Sache. Um all

00:10:40: diese Dinge zu bewältigen, ist eins essentiell. Mehr Kommunikation in den Feuerwehrspezifischen

00:10:46: Strukturen. Der Blick ins Innere der Organisation auf etablierte Funktionsweisen und vielleicht

00:10:52: auch veraltete Routinen im Miteinander sei grundlegend, um Ehrenamt der heutigen Zeit

00:10:57: anzupassen, das meint Frank Harrema. Und dennoch unterstreicht er auch, dass es vor allem

00:11:02: eine politische Haltung zur Daseinsvorsorge durch Feuerwehr benötige. Es brauche einen

00:11:07: politischen Willen Feuerwehr und den damit verbundenen Grundschutz der Bevölkerung ernst

00:11:11: zu nehmen. Die Existenzfrage dürfe nicht gestellt werden. Stattdessen sollte Feuerwehr

00:11:17: vorrangig behandelt werden, zum Beispiel wenn es um die finanzielle Absicherung geht.

00:11:21: Um die Wichtigkeit des Engagement zu betonen, spricht der DFV-Präsident auch nicht von Ehrenamt,

00:11:28: sondern von Ehrendienst. Damit soll der Unterschied und die Priorisierung der Rolle von Feuerwehr

00:11:34: sprachlich betont werden. Was echte Unterstützung im Alltag bringen kann, ist für ihn keine

00:11:39: lange Überlegung wert. Es sind bekannte Rezepte, wie beispielsweise die flexible Gestaltung

00:11:45: von Übungsdiensten und Fortbildungen, damit Ehrenamt, Arbeit und Familie überhaupt in

00:11:50: Einklang zu bringen sind. Vielfach würden Führungskräfte extra Stunden einschieben

00:11:55: für junge oder neue Mitglieder, die am Anfang ihrer Ausbildungszeit stehen und vielleicht

00:12:00: noch mehr Betreuung brauchen. Wann und wie Ausbildungsinhalte ablaufen, könne in der

00:12:05: Organisation mehr durch basisdemokratische Mehrheitsentscheide bestimmt und nicht von

00:12:10: oben diktiert werden. Das sei eine kleine Stellschraube, die Frank Hachema als Empfehlung

00:12:15: mitgibt. So fühlen sich alle Mitglieder mitgenommen und involviert, was wiederum

00:12:20: die Identifikation mit der Sache erhöhen kann. Gerade bei der Gerätewartung und technischen

00:12:26: Instandhaltung hat er einen weiteren konstruktiven Vorschlag, die Entlastung fürs Ehrenamt

00:12:31: bringen könnte. Hauptamtliche Kräfte könnten diese durchführen, um Ressourcen bei Freiwilligen

00:12:37: frei zu machen. Und da ist noch ein Aspekt, der bislang in den Kinderschuhen steckt,

00:12:42: die Integration von spontanhelfenden. Immer wieder gebe es bei Großeinsätzen, wie zum

00:12:48: Beispiel einem Hochwasser, Flutkatastrophen oder Waldbränden, Menschen, die Lust hätten,

00:12:52: sich zu engagieren, die zum Beispiel nach einem Unwetter helfen, die Straßen von umgestürzten

00:12:58: Bäumen zu befreien. Für diese Form von Unterstützung fehle es bislang noch an funktionierenden

00:13:03: Strukturen. Die derzeit existierenden Anreizsysteme ordnet Frank Hachema als "Nice to have" ein.

00:13:10: Dazu gehören Dinge wie der vergünstigte Eintritt zu Freizeitangeboten, eine Subvention

00:13:15: bei Kita-Gebühren, die kostenfreie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, Aufwandsentschädigung,

00:13:21: Rentenpunkte, Regelungen, die von Bundesland zu Bundesland ganz unterschiedlich ausfallen.

00:13:26: Das ist nicht so, dass wir mit einer dieser Maßnahmen dann die Latte reißen, sondern

00:13:33: das ist so, dass halt viele, viele kleine Kräte sind, um insgesamt sagen zu können,

00:13:38: hier guck mal, das kann sich für dich auch nochmal anderweitig ein bisschen lohnen,

00:13:42: das macht es dir vielleicht im Alltag auch nochmal ein bisschen schöner und leichter.

00:13:45: Es erhöht ein bisschen dann deine Lebensqualität, die natürlich dadurch, dass du halt jederzeit

00:13:49: abrufbar sein musst für einen Feuerwehreinsatz, zum Beispiel auch eingeschränkte Lebensqualität

00:13:53: bedeutet. Das kann man ja nicht von der Hand weisen, das ist ja nicht alles nur für

00:13:57: Knügelsteuerpflichtig. Aber es ist in der Waage dann halt so, dass man da einfach ein

00:14:01: paar Punkte in die Waagschale plus werfen kann, um zu sagen, guck mal, das ist einfach auch

00:14:06: nochmal ein Punkt, der dir jetzt ein bisschen besser macht und einfacher macht und auch eine

00:14:09: Wertschätzung gegenüber dir zeigt.

00:14:11: Bei allen Angeboten handele es sich immer um zirkruppenorientierte Förderungen. Mit

00:14:16: Rentenpunkten würden beispielsweise Menschen bedient, die bereits in der Feuerwehr aktiv

00:14:20: sind. Neueinsteigende dürfte dieser Aspekt hingegen weniger interessieren, als vielleicht

00:14:25: der günstigere Eintritt zu Museumen, Zoos oder Freizeitbedern. Und auch hier sei eine

00:14:30: Mosaik-Lösung das Mittel der Wahl. Der Überlegung, welche Unterstützungen möglich sein,

00:14:36: müsse eine genaue Zielgruppenanalyse vorangehen, so Frank Hachema. Dazu gehöre auch zu unterscheiden,

00:14:42: wie man einerseits neue Mitglieder ansprechen, aber andererseits auch bereits aktive Kameraden

00:14:48: und Kameradinnen halten und dauerhaft motivieren könne. Essenziell bliebe zum Beispiel gute

00:14:54: Vereinbarungen mit Arbeitgebenden zu erwirken, damit Einsatzkräfte ohne schlechtes Gewissen

00:14:59: oder Druck in den Dienst gehen können.

00:15:01: Ein anderer wichtiger Aspekt ist, eine gute Balance zwischen Beruf gegebenenfalls familiären

00:15:07: Verpflichtungen, Ehrenamt und Freizeit zu finden. Eine Facharbeit zum Thema "Familienfreundliche

00:15:13: Feuerwehr" zeigte 2023 auf, dass es vor allem zwei Motive gibt, warum ehrenamtliche Einsatzkräfte,

00:15:20: Übungen und Fortbildungen verpassen. Erstens, weil die wirtschaftliche oder personelle Lager

00:15:26: an ihrem Arbeitsplatz angespannt ist und zweitens, weil sie mehr Zeit mit Familie oder

00:15:32: Freunden verbringen möchten. Deutlich wird in diesem Kontext, wenn Erwartungen aus dem

00:15:37: privaten oder dem Arbeitsumfeld nicht erfüllt werden, kann das bei Mitgliedern zu emotionaler

00:15:43: Erschöpfung führen. Der Konflikt zwischen Feuerwehrdienst sowie Privat- und Arbeitsleben

00:15:48: kann zur Folge haben, dass Energie und Hingabe fürs Ehrenamt schwinden und das wiederum

00:15:54: drücke sich möglicherweise in Fehlzeiten aus. Äußerliche Anreize, das heißt extrinsische

00:16:01: Motivationsfaktoren, sind deshalb ein Ansatzpunkt, wenn es darum geht, das Ehrenamt zu fördern

00:16:06: und zu stärken. Absprachen am Arbeitsplatz, Onlinefortbildungen und flexibler Ausbildungszeiten

00:16:12: können dabei geeignete Elemente sein. Zu diesen Motivationsfaktoren gehören aber

00:16:17: auch Dinge wie ein modernes, gut ausgestattetes Feuerwehrhaus, eine tolle Uniform und Technik.

00:16:23: Das ordnet auch Hermann Zengeler so ein. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Firma

00:16:28: Brandpunkt. In dieser Funktion hat er sich auf die mentale Ausbildung von Einsatzkräften

00:16:33: spezialisiert. Damit liegt sein Fokus vor allem auf intrinsischen Faktoren, also der

00:16:39: inneren Motivation von Feuerwehraktiven. Wenn man ihn nach der entscheidenden Lösung

00:16:45: für ein dauerhaftes, freiwilliges Engagement in Wehren fragt, antwortet er schnell. Es ist

00:16:50: der Erhalt von Motivation, der Menschen langfristig bindet. Und genau dorthin müsste sich der

00:16:55: Fokus verschieben. Tatsächlich gerät das Thema aus Hermann Zengeler Perspektive zunehmend

00:17:01: auf den Schirm von Einsatzorganisationen. Zu dieser Erkenntnis, an diesem Punkt, hat

00:17:06: ihn selbst eine sehr persönliche Geschichte gebracht. Sie muss erzählt werden, um seine

00:17:11: Motivation zu verstehen. Über 25 Jahre war Hermann Zengeler ehrenamtlich in einer Führungsposition

00:17:18: bei der Feuerwehr aktiv. Eine lange Zeit, in der er viele belastende Momente erlebt

00:17:23: hat. Ein Ereignis ist dabei zu einem Schlüsselmoment geworden. Im Jahr 2001 erlebt er seinen

00:17:30: persönlichen Feuerwertiefpunkt, wie er es nennt. Ich war eigentlich krank zu Hause und

00:17:35: hab dann mitgehört, was im Einsatz los war über meinen Pater. Und da gab es einen unschalenden

00:17:41: jungen Feuerwehrmann, der im Einsatz bei uns hier in der Stadt verunglückt ist. Und ich

00:17:47: bin dann trotz Krankheit dahin gefahren, weil ich das natürlich mitbekommen habe. Da war

00:17:51: eine totale Aufregung, weil der junge Mann in Atemschutz-Einsatz schwer verunglückt ist.

00:17:57: Und ich hab die Eltern aus den Augenwinkeln gesehen, mit denen ich zusammen in die Klinik

00:18:02: gefahren bin, wo der junge Mann behandelt wurde. Und es war leider nichts mehr zu machen.

00:18:07: Zwei Tage später haben sie ihn abgeschaltet. Er hat eine massive Kondominux-Siegevergiftung

00:18:12: gehabt. Und dann ging es dran mal los, mit Presse, die Eltern sind, verständlicherweise

00:18:17: völlig abgedreht. "Du Mörder war noch so das leichteste, was ich damals gehört habe."

00:18:23: Das hat etwas emotional und mental mit mir gemacht, weil anderthalb Jahre später einen

00:18:28: am Einsatz beteiligt der Feuerwehrmann sich dann unter ziemlich schwierigen Umständen

00:18:33: des Leben genommen hat, sich vor Zug geworfen hat und wir haben ihn dann auch noch selbst

00:18:37: aufgehoben. Das alles hat mich ziemlich fertig gemacht. Und ich hab jahrelang mit dem Thema

00:18:42: zu tun gehabt, hab mich dann therapeutisch behandelt lassen und dann selbst um mehr davon zu verstehen,

00:18:47: meinen Therapeuten nochmal gemacht, also nochmal studiert. Er wollte wissen, wie die

00:18:51: Psyche von Feuerwehrkräften funktioniert, wie sie belastende Erfahrungen emotional abkapseln

00:18:56: können, was genau das für Folgen hat und wie man ihnen helfen kann, eine Resilienz aufzubauen.

00:19:02: Mit dem Begriff Resilienz wird eine innere Widerstandsfähigkeit beschrieben. Es ist

00:19:07: die Fähigkeit von Personen oder Gemeinschaften, schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder

00:19:13: Katastrophen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen. Das braucht es, um auf Dauer

00:19:18: motiviert im Einsatzdienst zu agieren, vor allem weil der Stress auf vielen Ebenen parallel

00:19:24: zunehme, so Hermann Zengeler. "Wir von Brandpunkt an sechs Problemfelder identifiziert, wo du ganz

00:19:31: klar sehen kannst, das hat in den letzten Jahrzehnten herrsamt zugenommen, also die Stressproblematik

00:19:37: oder die Problematik überhaupt. Ich zähle mal einige auf bis Freizeitverhalten. Führungskräfte

00:19:41: in Feuerwehren sind im Prinzip 24/7, also die ganze Woche 24 Stunden für die Feuerwehr unterwegs.

00:19:47: Und das neben ihrem Job, neben der Familie. Die Familie ist das nächste Problem. Kinder wollen

00:19:52: ihren Papa zuhause auch mal haben oder ihre Mama. Das gibt automatisch Konflikte. Die Einsatzstellen

00:19:58: selber, schreckliche Bilder, leidende Angehörige, das ist im Rettungsdienst um in der Feuerwehr

00:20:04: zu sein. Das muss du erst mal aushalten. Das muss du kapseln können. Das darf dich nicht belasten.

00:20:09: Was es aber tut an dem Beispiel, dass ich gerade aus meiner eigenen Erfahrung genannt habe,

00:20:13: der ganze Bereich Kultur, also Kommunikation. Und zum Schluss habe ich mir aufgehoben, die Gesellschaft,

00:20:20: weil die verändert sich in rasender Geschwindigkeit. Wir erleben inzwischen tätliche Angriffswahn-Einsatzstellen.

00:20:25: Wir erleben, Anpöbel leihen. Und das geht auch furchtbar in die motivatorische Ebene, dass du sagst,

00:20:32: wirst du das, dann lass mir doch die Ruhe. Dann sieht zu, wer euch hilft. Und an der Stelle müssen wir ansetzen.

00:20:39: Das Thema Gewalt gegen Einsatzkräfte hat Folge 3 dieses Podcasts eingehend betrachtet. Auch dabei

00:20:45: stand Demotivation im Fokus. Ganz generell gesprochen gehe es laut Hermann Zengeler darum,

00:20:51: Motivation wieder ins richtige Lot zu bringen. Denn sie sei das wichtigste Antriebsmoment für

00:20:57: ehrenamtliches Engagement überhaupt. Wenn die Motivation rapide sinkt, sei unklar,

00:21:02: wofür man überhaupt in den Einsatz geht. Das Wort Motivation kommt dabei aus dem Lateinischen.

00:21:08: Mowere bedeutet sich auf etwas zu bewegen. Wenn dieser Ostlöser nicht mehr gegeben sei,

00:21:13: dann würden jetzt aktive Mitglieder irgendwann gehen und die Feuerwehr verlassen.

00:21:18: Gegen diese Entwicklung wolle Hermann Zengeler anarbeiten. Die Frage, die dabei zentral ist,

00:21:23: was motiviert denn nun wirklich? Der Berater und ehemalige Feuerwehrmann beschreibt das sehr

00:21:30: plastisch. Ich mache das an diesem Beispiel deutlich. Wir fahren an einer Einsatzstelle,

00:21:35: da brennt ein PKB nach einem Unfall. Und es sind noch zwei Menschen. Und du holst die da raus. Du

00:21:41: schaffst das mit schwerem Gerät und die haben, weil wir uns angestrengt.

00:21:45: haben, weil wir uns ausbilden haben lassen, weil wir gut sind an der Stelle überlebt.

00:21:49: Und dann setzt du dich zurück in ein Feuerwehrauto und fährst nach Hause und dann schaust du

00:21:54: in die Gesichter deiner Leute, deiner Kameradinnen und Kameraden und guckst die an, was wir gerade

00:21:59: zusammengerissen.

00:22:00: Dieser Blick, dieses Gefühl, das du jetzt vielleicht auch gerade hast, wie wird das erreicht?

00:22:06: Und wird diesen, da gibt es einfach keinen anderen aus, so geilen Moment.

00:22:09: Also das motiviert mich auf Dauer.

00:22:11: Das ist es, was aus dir raus kommt, wenn du spürst.

00:22:15: Ich habe Werte geschützt.

00:22:16: Ich habe Leuten geholfen.

00:22:18: Das ist einfach ein unglaublicher Intrinsicher-Vodibator und der macht es wirklich aus.

00:22:24: Es können auch kleinere Dinge sein, die dieses Gefühl auslösen.

00:22:28: Eine Tür öffnen, verhindern, dass Chemikalien in ein Gewässer eintreten.

00:22:32: Diese positiven Erfahrungen zu stärken, sei wichtig, um Kameradschaften zusammenzuhalten.

00:22:38: Vor allem dann, wenn Einsätze nicht optimal verlaufen.

00:22:41: Genau an diesem Punkt kommt dem Aufbau und der Schulung von Resilienz eine wichtige Rolle

00:22:45: zu.

00:22:46: Dass es nicht erst der Fall, wenn sich belastende Erfahrungen angehäuft haben und intern nicht

00:22:51: aufgearbeitet wurden.

00:22:52: Denn das kann auf Dauer Menschen aus dem Ehrenamt treiben.

00:22:55: Die Konfliktbearbeitung und das Erlernen von Techniken und Methoden, die es Einsatzkräften

00:23:01: leichter machen mit traumatischen Erlebnissen, mit Versagensängsten umzugehen, ist dafür

00:23:06: unabdingbar.

00:23:07: Genau das leistet Herr Manzengeler mit seiner Arbeit bei Brandpunkt.

00:23:11: Der Schluss, der daraus folgt.

00:23:13: In der Organisationskultur und Funktionsweise von Feuerwehr braucht es eine stärkere Ausrichtung

00:23:18: hin zu kommunikativen Kompetenzen.

00:23:21: Herr Manzengeler betont, Feuerwehrleute lernen Technik und Taktik.

00:23:26: Es gehen der Ausbildung um korrektes Verhalten am Einsatzort, wie man schnell und gut reagiere,

00:23:31: wie man flexibel im Kopf bleibe, um sich verändernde Situationen wahrzunehmen und

00:23:36: einzuordnen.

00:23:37: Aber es werden keine Strategien vermittelt, was nach dem Einsatz persönlich auf einen

00:23:42: zukommt, wie man mit unerwarteten Konfliktsituationen umgeht oder mit Belastungen, wie man genau

00:23:48: darüber mit Vorgesetzten kommuniziert und wie natürlich auch Führungskräfte selbst

00:23:53: kommunizieren sollten, um den Zusammenhalt in der Kameradschaft und damit die Motivation

00:23:58: auf Dauer zu stärken.

00:24:00: Herr Manzengeler benennt auch konkrete Demotivationsfaktoren, die sowohl Führungskräften als auch

00:24:06: aktiven Einsatzkräften ein Warnzeichen sein sollten.

00:24:09: Sie können eine Abneigung, eine negative Grundhaltung im Dienst steigern und sollten daher achtsam

00:24:16: behandelt werden.

00:24:17: Wenn an dieser Stelle Punkte genannt werden, die dir als Einsatzkraft vertraut vorkommen,

00:24:22: solltest du das Gespräch mit deinem Team, mit deinem Vorgesetzten suchen.

00:24:26: Zudem Demotivationsfaktoren gehören mangelhafte Kommunikation, das kann heißen Informationen

00:24:33: kommen nicht an oder werden verschleppt, es wird nicht direkt kommuniziert und/oder direkt

00:24:39: des Feedback bleibt aus.

00:24:40: Auch ein unfaires Belohnungssystem kann die Freude am Ehrenamt nehmen.

00:24:46: Laut Herr Manzengeler haben Kamerad*innen ein gutes Gespür dafür, wer immer wieder

00:24:51: G bzw. B fördert wird.

00:24:54: Was daraus resultiert, ist eine problematische innere Haltung.

00:24:57: Nach dem Motto "Warum soll ich mich anstrengen, wenn es ohnehin nicht belohnt wird".

00:25:02: Auch dem Beitrag und die Rolle einzelner Mitglieder zu sehen und zu benennen ist in diesem Zusammenhang

00:25:08: von Bedeutung.

00:25:09: Außerdem könne ewiger Pesimismus zum Hindernis werden, denn wer will schon sein Bestes geben,

00:25:15: wenn die Aussichten stets negativ sind.

00:25:17: Auch dieser Hinweis richtet sich besonders an Führungskräfte, bemerkt Herr Manzengeler

00:25:22: und gibt einen Rat.

00:25:23: Kontrolliere dich selber, schau mal in deiner ausgefahrenen Muster.

00:25:27: Das wird eine Führungskraft sehr schnell bemerkt, sie es nicht, gibt es wieder zwei

00:25:32: Möglichkeiten.

00:25:33: Du wirst weniger gute Führungskräfte bekommen, du wirst weniger Mitglieder haben, weil welche

00:25:37: austreten, sagen das tue ich mir nicht an.

00:25:39: Oder aber er wird nicht mehr gewählt, weil Führungskräfte in Feuerwehren diesen Wahlamt.

00:25:44: Da musst du gewählt werden und dann wirst du dir Ergebnisse bekommen.

00:25:48: Das habe ich in meinem Feuerwehr da seit auch schon erlebt.

00:25:50: Das Berufs-Pesimisten, wie ich sie nenne, dann bei Wahlvorgängen abgestraft wurden und

00:25:56: dann auch von selbst gesagt haben, da will ich nicht.

00:25:58: Es ist eine doppelte Belastung, sich selbst zu prüfen, mit gutem Beispiel voran zu gehen

00:26:03: und zusätzlich ein ganzes Team, interne Schwingungen und mögliche Konflikte im Blick zu haben.

00:26:09: Führungskräfte darin auszubilden, ihre Mannschaft zu motivieren und langfristig an die Einsatzorganisation

00:26:15: zu binden, nennt Herr Manzengeler einen schweren Job.

00:26:19: Ein Grund ist die schiere Aufgabenfülle, die es notwendig macht, dass Teamarbeit ganz

00:26:24: bewusst zur Priorität gemacht wird.

00:26:26: Du kümmerst dich um so viel Außenrung und Verwaltungstinge, um finanzielle Mittel, um

00:26:31: Ausbildung, um Technik, Kaktik.

00:26:33: Damit ist dein Tag so gefühlt, dass du an dem Punkt vielleicht auch manchmal an Tick

00:26:37: Ball betriebsbient wirst, weil du gar keine Zeit für hast.

00:26:40: Deswegen empfehle ich Schürungskräften als allererstes in unseren Vorträgen und Workshops.

00:26:44: Schaut mal genauer hin.

00:26:46: Gibt es einen Grund für rückläufige Zahl?

00:26:48: Und dann lasst euch bitte helfen, das wieder nach vorne zu bringen.

00:26:52: Ihr seid für diese Dinge nicht ausgebildet.

00:26:54: Ihr könnt euch fortbilden oder fehlen euch Zeit.

00:26:57: Und deswegen schaut einfach mal hin.

00:26:58: Gibt es negative Wipes in eurer Hilfsorganisation?

00:27:02: Ist irgendwie die Kommunikationsebenenmiss, habt ihr ständig das Gefühl, dass es Zoff

00:27:08: gibt in eurer Einheit?

00:27:10: Dann bitte lasst euch helfen.

00:27:13: Inzwischen gibt es viele Beratungs- und Coaching-Angebote in diesem Feld, die unter anderem eine Idee

00:27:19: von neuen Führungsteams vermitteln.

00:27:21: Bei denen die Verantwortung auf verschiedene Schultern verteilt wird.

00:27:24: Die Schulungen und Workshops von Brandpunkt sind nur eine Anlaufstelle.

00:27:29: Auch das Bundesprogramm "Zusammenhalt durch Teilhabe", das diesem Podcast fördert,

00:27:33: arbeitet mit ausgebildeten Berater*innen in den internen Strukturen der Feuerwehr

00:27:38: an Konfliktlagen und einer besseren, transparenteren Kommunikation.

00:27:43: Auf Ebene der Mitglieder sei das unheimlich wichtig, meint Hermann Zengeler.

00:27:47: Zu wissen, an wen man sich wenden kann, wenn Gesprächsbedarf besteht und Probleme nicht

00:27:52: mit sich selbst auszumachen, sei entscheidend, um gut und nachhaltig für den Dienst gerüstet

00:27:56: zu sein.

00:27:57: Außerdem sind Beratung, Konfliktlösung und das Finden von Kompromissen ein Grundwert

00:28:02: unserer Demokratie und unseres Zusammenlebens insgesamt.

00:28:05: Im Dienst braucht es auch das aktive Begleiten von Gefühlen oder Belastungen, um ganz persönlich

00:28:12: den Spaß an der Sache hochzuhalten.

00:28:14: Tatsächlich kann man das lernen, da auf seine Emotionen zu asten, zu hören und dadurch

00:28:21: auch auszublenden, was am Job eben nicht ganz so gut schutzigt.

00:28:25: Nicht zu deckeln, nicht deckeln und unterdrücken und nicht wahrnehmen, sondern ich meine damit,

00:28:30: dass man die Emotionen sich betrachtet und schaut, was macht es gerade mit mir und sind

00:28:34: denn die ganzen positiven Motivatoren nicht mehr ärger als das, was mir gerade an negativen

00:28:39: Emotionen entgegenschlägt.

00:28:41: Und wenn man das ganz teilweise beherrscht, dann kann das sehr gut funktionieren.

00:28:45: Und dann halten wir auch unsere Mitglieder, weil sie zumindest begriffen haben, dass die

00:28:49: Motivation und die Stabilisatorne, die wir als Menschen haben, stärker sein kann, wie

00:28:55: die negativen, die Demotivator.

00:28:57: Und das bringen wir den Leuten bei.

00:28:59: Was Hermann Tengeler in den vergangenen Minuten beschrieben hat, speist sich aus einem sehr

00:29:03: großen Erfahrungsschatz.

00:29:05: Er setzt sich aus seiner aktiven Zeit als Feuerwehrmann und dem Austausch mit etlichen

00:29:10: Feuerwehraktiven zusammen.

00:29:12: Ähnliche Erzählungen von Einsatzkräften, deckungskleiche Problemlagen.

00:29:17: All das ist in seinen Coachings wieder und wieder zur Sprache gekommen.

00:29:21: Diesen persönlichen Beschreibungen können auch empirische Analysen zur Seite gestellt

00:29:25: werden.

00:29:26: Unter dem Titel "Währlöscht morgen" hat die technische Hochschule Nürnberg in Kooperation

00:29:32: mit dem Landesfeuerwehrverband Bayern Veränderungen im Ehrenamt des Feuerwehrwesens

00:29:36: erforscht.

00:29:37: 2021 startete das Projekt und wurde im Januar dieses Jahres beendet.

00:29:43: Ziel war es, durch eine breit angelegte Online-Befragung, an der rund 32.000 Menschen im Alter zwischen

00:29:49: 18 und 65 Jahren teilgenommen haben, mehr über die Motivation von Einsatzkräften

00:29:55: zu erfahren.

00:29:56: Darauf aufbauend wurden Handlungsempfehlungen erarbeitet, um das ehrenamtliche Engagement

00:30:01: für die Zukunft zu sichern.

00:30:03: Die Soziologin Prof. Dr. Doris Rosenkranz hat das Forschungsprojekt begleitet.

00:30:08: Ein Zentraler befund ihrer Untersuchung, die Gründe, warum sich Menschen freiwillig

00:30:13: in Feuerwehren engagieren, sind äußerst heterogen.

00:30:16: Ein Hauptmotiv ist die Begeisterung für Technik, für Blaulicht.

00:30:23: Einige melden auch zurück, dass es wie so ein Kindheitstraum, der sich da erfüllt.

00:30:27: Das zweite Motiv ist, dass einige über ihre Familie gewonnen werden, also über ihre

00:30:34: Väter und Großväter insbesondere, und sozusagen dahinein gewachsen sind und irgendwann dabei

00:30:40: waren und dann auch dabei bleiben, das auch angenehm finden, aber sozusagen das auch nicht

00:30:47: in Frage stellen.

00:30:48: Die dritte große Motivlage war, Gemeinschaft zu erleben, Kameradschaft zu erleben, wo

00:30:57: dabei der Begriff "Kameradschaft" stark auch vom Alter abhängt.

00:31:02: Je älter die Aktiven sind, umso stärker präferieren sie den Begriff "Kameradschaft", je jünger

00:31:09: sie sind, desto eher wünschen sich zeitgemäße Begriffe wie Team, Teambuilding, Teamgeist.

00:31:18: Das lässt sich gut zeigen.

00:31:20: Und die vierte Motivlage, die ich tatsächlich hochspannend finde, die ergebte sich aus dem

00:31:31: Bedarf sozusagen an Eigennutze.

00:31:34: Diese vierte Motivlage ist gekennzeichnet, dass Menschen dezidiert fragen, wer hilft

00:31:43: mir denn, wenn ich nicht anderen helfe vorab?

00:31:47: Also diese "Riziprozität", die steht bei dieser vierten Motivlage sehr stark im Vordergrund.

00:31:56: Damit ist gemeint, dass sich Dinge gegenseitig beeinflussen und in einem Verhältnis stehen.

00:32:01: Ich erwarte Hilfe im Notfall, also muss ich auch selbst in der Lage sein, Hilfe zu geben.

00:32:07: Der Dienst für die Gesellschaft steht dabei auch in Bezug zum individuellen Leben.

00:32:12: Ein sicherer Umgang, ein Bewusstsein für Gefahrensituationen, macht auch im persönlichen Alltag

00:32:18: Widerstandsfähiger und versetzt in die Lage, gut zu reagieren.

00:32:22: Zum Beispiel, wenn es darum geht, das eigene Hab und Gut zu schützen.

00:32:26: Fragt Mandoris Rosenkranz ist das Motiv des Eigennutzes ein bislang unterschätzter Ansporn,

00:32:32: der durchaus für die Außenkommunikation und Anwerbung von Mitgliedern in Zukunft genutzt werden könnte.

00:32:38: Wenn wir uns bisherige Werbemaßnahmen anschauen, dann werden da ganz spezifische Motive adressiert.

00:32:46: Zum Beispiel, in der Gemeinschaft etwas Gutes zu tun, also das, was wir als Kameradschaft sahen nehmen.

00:32:52: Das spricht sicherlich der Emotionen an, das stellt vor allem so ein Bauchgefühl auch in den Vordergrund.

00:32:59: Du bist nicht allein.

00:33:01: Aber diese von mir gelangte Motivlage, die eher sozusagen die Resilienz oder auch die Selbstwirksamkeit adressiert.

00:33:11: Die denke ich, könnte man wirklich für Werbung auch stärker nutzen.

00:33:15: Und das ist eine eher ratio-dale Begründung, zu sagen, ich habe mir selber was geschaffen.

00:33:22: Ich möchte das schützen.

00:33:23: Wie kann ich das schützen, indem ich selber anderen helfe und dann eben davon auch profitiere?

00:33:30: Ganz häufig wird Ehrenamt ja mit einem gewissen Altruismus verbunden.

00:33:35: Tu was für andere, ich setze mich für andere ein.

00:33:38: Das schwingt natürlich auch mit.

00:33:41: Aber die Studie, die wir durchgeführt haben, zeigt auch sehr klar, dass Menschen über dieses Ehrenamt auch selbst gewisse Masse einen Benefit möchten.

00:33:53: Und aus meiner Sicht ist es auch völlig in Ordnung.

00:33:56: Sie verschenken ihre Zeit, ihre Lebenszeit und dafür auch irgendwas zu erhalten.

00:34:03: Aus meiner Sicht vonkommen legitim.

00:34:06: Ein wichtiger Anknüpfungspunkt für die Öffentlichkeitsarbeit ergibt sich für Doris Rosenkranz auch in Sachen Aufklärung.

00:34:13: Wie schon der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes Frank Karemma zu Beginn dieser Episode erklärte,

00:34:19: fehlt es weitläufig an einem gesellschaftlichen Bewusstsein dafür, wie Feuerwehr überhaupt funktioniert.

00:34:25: Die Soziologen fasst das mit Blick auf ihre Studienergebnisse noch einmal einordnen zusammen und benennt eine Stellschraube für künftige Außenkommunikation.

00:34:35: Wir haben gefragt, es ist ja mal ein Notfall, sie wählen die 112, wer kommt denn und schilft?

00:34:42: Und acht von zehn befragten, die unter 25 waren, haben angegeben, dass sie davon ausgehen, dass eine Berufsfeuerwehr kommt,

00:34:53: dass irgendjemand kommt, der das als Job bezahlt im Hauptamt macht.

00:34:59: Und ich denke, dass das eine Stellschraube ist, die für die Öffentlichkeitsarbeit künftig sehr, sehr interessant wird,

00:35:06: gewissermaßen dieses Ehrenamt, dieses Ungaschmord, dieses Zeitverschenken auch viel stärker sichtbar zu machen.

00:35:16: Damit verbindet sich auch ein Auftrag an alle Menschen, die die Hilfeleistung von Feuerwehraktiven und generell von Menschen in Einsatzorganisationen in Anspruch nehmen.

00:35:26: Denn was die Befragten der Studie immer wieder äußern, ist nichts, was große finanzielle Anstrengungen oder strukturelle Veränderungen auf Organisationsebene braucht.

00:35:36: Es ist etwas, das jeder Mensch leisten kann.

00:35:39: Das hat eine zweite Stellschraube auf das mit Anerkennung zu tun.

00:35:43: Ich denke, dass es erstmal eine Form von Anerkennung ist, wenn das Ungaschmord von Menschen gesehen wird.

00:35:51: Und das ließe sich im zweiten Schritt auch mit einem Dank verbinden.

00:35:57: Und das haben sehr, sehr viele Rückmeldet, sehr viele der Aktiven sagen,

00:36:02: ja, ich würde mir wünschen, dass sich Menschen bedanken, denen wir geholfen haben.

00:36:08: Und das finde ich sehr interessant, das finde ich auch sehr berührend,

00:36:13: weil das auch eine Form von Reziprozität darstellt, jemandem zu helfen und dafür unmittelbar auch eine Reaktion zu erfahren.

00:36:21: Diese Form von Anerkennung und Wertschätzung lässt sich in verschiedenen sphären kliedern.

00:36:26: Die erste ist die bereits genannte, die zwischenmenschliche Ebene, die Einsatzkraft und Menschen in Not verbindet.

00:36:32: Hier habe eine Mehrheit der Befragten deutlich den Wunsch artikuliert, mit Personen nach einem Einsatz noch einmal in Kontakt zu treten.

00:36:40: Erhofft und gewünscht wird sich ein Dankeschön für das freiwillige Engagement.

00:36:44: Daran schließt sich vermutlich ein direkter Push für die eigene Motivation an.

00:36:49: Denn erinnern wir uns, die erlebte Realität vieler Einsatzkräfte ist oftmals weniger von Wohlwollen als von Undankbarkeit,

00:36:57: im schlimmsten Fall von An- und Übergriffen geprägt.

00:37:00: Hinzu kommen die politisch-kommunale Ebene, beziehungsweise die Ebene der Länder.

00:37:05: In dieser Kategorie beziehen sich die Wünsche sehr stark auch auf kommunale Entlastungen.

00:37:15: Die waren da sehr kreativ und haben zum Beispiel gesagt, warum kann man eigentlich nicht als aktive Feuerwehrperson

00:37:23: bei den Müniggebühren oder bei der Hundelschneuer entlastet werden?

00:37:27: Als dritte Kategorie macht Doris Rosenkranz die verbanntinterne Ebene aus,

00:37:31: die etwa in Form eines Landesfeuerwehrverbandes repräsentiert wird.

00:37:35: Auch an diese Adresse richten sich klare Wünsche.

00:37:39: Der Bereich, der eher die Beziehung innerhalb der Feuerwehren dann abdeckt,

00:37:43: der hat sehr schlaggezeigt, dass da ein Dank zum Beispiel der Führungskräfte an die Aktiven häufig gewünscht wird.

00:37:51: Wir haben in Bayern eine Haltung mitunter, die heißt so, wenn ich nichts sage, dann ist es schon dank genug.

00:37:59: Oder dieses Bastion ist Anerkennung genug.

00:38:03: Da zeigt sich, dass das für viele tatsächlich reicht, aber dass sich viele eben auch wünschen würden,

00:38:10: dass man diesen Dank einfach mal ausspricht.

00:38:13: Also ein solides Dankeschön ist aus meiner Sicht da ein Mittel der Zukunft.

00:38:19: Um diese Prozesse anzustoßen und zu begleiten, braucht es einen gut überlegten Fahrplan, erklärt Doris Rosenkranz.

00:38:26: Der Begriff, den sie dafür nennt, strategisches Freiwilligenmanagement.

00:38:30: Dieses braucht es perspektivisch als strukturelle Neuerung.

00:38:33: Was sie darunter versteht, erklärt sie genauer.

00:38:36: Strategisches Freiwilligenmanagement heißt, ich überlege mir als Verantwortliche für Ehrenamt,

00:38:44: wie ich Personen gewinnen kann, ansprechen kann, für was ich die eigentlich ansprechen möchte.

00:38:52: Ich überlege mir dann, wie ich sie begleite, wenn sie vor Ort sind, wie die Anerkennung,

00:38:56: die individuelle Anerkennung gehen kann, bis hin zum Prozess des Ausscheidens,

00:39:02: wie gestalte ich diese Abschiedskultur.

00:39:05: Ein Beispiel ist die Anerkennung.

00:39:07: Wenn es eine Form der Anerkennung gibt, zum Beispiel eine Ehrennadel,

00:39:14: dann ist das häufig aus der Perspektive der Organisation gedacht.

00:39:19: Alle Personen, die eine bestimmte Stundenanzahl erbracht haben,

00:39:23: oder alle Personen, die sich in einer bestimmten Weise eingebracht haben,

00:39:26: bekommen dieses Zeichen und das ist interessant für viele.

00:39:30: Und für andere spielt das überhaupt keine Rolle.

00:39:34: Wir haben in dieser Befragung mit jungen Menschen auch gesprochen.

00:39:38: Für die war diese Ehrennadel überhaupt nicht wichtig.

00:39:42: Die hätten sich gewünscht, dass sie über das Engagement zum Beispiel leichter ein Stipendium bekommen,

00:39:49: oder dass sie über das Engagement vielleicht leichter bei dem Studienplatz unterkommen.

00:39:54: Hier wird die hauptamtliche Verbandsebene adressiert.

00:39:57: Womit sich der Kreis zur bereits angesprochenen Mosaik-Lösung vom Beginn dieser Folge schließt.

00:40:02: Laut Doris Rosenkranz brauche es Ideen für eine zirkruppenspezifische Ansprache,

00:40:06: um dauerhaft ans Ehrenamt zu binden.

00:40:09: Eine Analyse der Meilensteine, die eine Einsatzkraft im Laufe ihrer Zeit bei der Feuerwehr durchläuft

00:40:14: und einen direkten Dank, ein Feedback, eine Wertschätzung an der richtigen Stelle.

00:40:19: Schaden kann es laut Doris Rosenkranz auch nicht, die Bedeutung der freiwilligen Feuerwehr

00:40:23: auch auf Abteilungsebene noch einmal stärker in den Blick zu nehmen.

00:40:28: Die Institution steht aus ihrer Geschichte heraus in einer Tradition der Eigenverantwortung und Selbstorganisation.

00:40:34: Dass das per se als demokratischer Akt und Wert zu schützen ist,

00:40:38: müsste stärker in den Fokus der Wahrnehmung geraten, auch bei Menschen, die Feuerwehr tagtäglich gestalten.

00:40:44: Dass diese freiwilligen Feuerwehren gegründet worden sind,

00:40:53: wartet wirklich eine soziale Innovation.

00:40:56: Bürgerinnen, Bürger vor allem damals nehmen den Schutz ihrer unmittelbaren Umgebung selber in die Hand.

00:41:07: Es kommt aus meiner Sicht oft zu kurz, dass das tatsächlich eine Art Selbstermächtigung,

00:41:13: eine Art Selbstwirksamkeit auch der Bürger darstellt.

00:41:19: Und wenn wir von Thema Feuerwehr auf alle anderen Ungerschmarrfelder übergehen,

00:41:26: dann zeigt sich, dass diese Form von "Mittun" auch ein Zeichen ist von Demokratie.

00:41:33: Deshalb denke ich, dass wir stärker überlegen sollten, wie wir dieses Engagement auch nutzen können,

00:41:41: um neue Zielgruppen gewinnen können, für diese ernanntliche Tätigkeit, die letztlich allen gute kommt.

00:41:49: Etwa 40 Prozent der Menschen ab 14 Jahren in Deutschland engagieren sich in ihrer Freizeit.

00:41:55: Das entspricht etwa 29 Millionen Personen.

00:41:59: Zwar ist der Anteil laut der Studie-Familien-Survey in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen,

00:42:04: dennoch ändert sich die konkrete Form der Freiwilligkeit.

00:42:08: Vor allem verbindliches Engagement ohne klaren Start und Endpunkt ist weniger attraktiv als zeitlich befristete Einsätze.

00:42:16: Ein Ehrenamt in der Feuerwehr ist noch dazu mit einem hohen persönlichen Risiko verbunden

00:42:21: und agiert daher in Konkurrenz zu anderen Formen von Freiwilligkeit.

00:42:26: Die Einsatzorganisation steht unter Druck und arbeitet längst aktiv an Lösungen.

00:42:31: Eine Öffnung für neue gesellschaftliche Zielgruppen, eine moderne Kommunikations- und auch Fehlerkultur nach Innen und nach Außen,

00:42:38: sowie der Erhalt von Motivation, werden als wichtige Säulen auf diesem Weg benannt.

00:42:43: In dieser Folge von "Zukunft 112" sind wir auf Lösungssuche gegangen und haben gehört, es gibt verschiedenste Ansätze.

00:42:51: Sie müssen zusammenwirken, um ein zukunftsfähiges Ehrenamt in der Feuerwehr zu bilden.

00:42:56: Der positive Trend ist da und Feuerwehrentusjast*innen angespornt.

00:43:01: Sie übernehmen freiwillig Verantwortung für die Gesellschaft und gestalten mit.

00:43:05: Damit ist Ehrenamt gelebte Demokratie, denn diese lebt davon, dass Menschen sich beteiligen.

00:43:11: Bei der Feuerwehr im Sinne aller.

00:43:14: [Musik]

00:43:29: Copyright WDR 2020

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