Werte und Selbstverständnis (1)

Shownotes

Inmitten des pulsierenden Wandels unserer Gesellschaft wirft diese erste Episode von "Zukunft 112. Zusammenhalt in der Feuerwehr" einen Blick auf das traditionelle Wertegerüst der Organisation und fragt: Wie kann sich die Einsatzorganisation an Herausforderungen einer modernen, auch krisengeschüttelten Zeit anpassen?

Unbestritten bezieht Feuerwehr ihr Selbstverständnis aus wichtigen kollektiven wie individuellen Qualitäten: Hilfs- und Einsatzbereitschaft, Teamarbeit und Mut. Doch inwieweit muss sich die Institution transformieren, um Gesellschaft auch in Zukunft noch adäquat abzubilden? Wie gewinnt die Organisation beispielsweise neue Zielgruppen, die bislang noch unterrepräsentiert sind und wächst zu einer inklusiveren Gemeinschaft, in der sich alle akzeptiert und wohlfühlen?

Im Gespräch mit Feuerwehr-Aktiven, Verbandsvertreter:innen sowie Akteur:innen der Zivilgesellschaft wird die Dynamik zwischen Tradition und Wandel innerhalb der Feuerwehr beleuchtet. Beispiele aus der täglichen Projektpraxis des Bundesprogramms "Zusammenhalt durch Teilhabe" geben einen Einblick, wie Veränderungen angegangen werden können.

Es wird deutlich, wo Engagierte ansetzen müssen, um anstehende Herausforderungen zu bewältigen. Etwa sich für neue gesellschaftliche Realitäten zu öffnen und gleichzeitig tief verwurzelte Prinzipien der Organisation zu bewahren.

Transparenz

In dieser Episode kommen folgende Gesprächspartner:innen zu Wort:

Daniel Thomas Geis, Projektreferent beim Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz e.V.

Lan Böhm, Bundeszentrale für politische Bildung

Karl-Heinz Banse, Präsident Deutscher Feuerwehrverband

Jörg Heidig, Prozesspsychologen – Institut für Organisationsentwicklung

Katja Atzler, Demokratieberaterin im Rahmen des Bundesprogramms "Zusammenhalt durch Teilhabe" im Landesfeuerwehrverband Sachsen e.V.

Im Podcast geht es unter anderem um die statistische Entwicklung der Mitgliedschaften in der Einsatzorganisation Feuerwehr.

Verwiesen wird zudem auf zwei Medienberichte zu Rassismus innerhalb einer Feuerwehr- und Rettungswache in Köln sowie der Unterwanderung von Feuerwehren durch rechte Kräfte.

Außerdem spielt die Vereinnahmung rechtsextremistischer Personen im Kontext der Flutkatastrophe im Ahrtal ebenso eine Rolle wie ein medial viel beachteter Feuerwehr-Skandal in Bremen.

Im Zusammenhang mit den Silvesterkrawallen 2022/2023 wird zusätzlich auf einen Artikel hingewiesen, der die Verzerrung der Debatte hinsichtlich des Themenkomplexes Migration thematisiert.

Dieser Podcast wird gefördert durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat im Rahmen des Bundesprogramms "Zusammenhalt durch Teilhabe (ZdT)". Die im Bundesprogramm geförderten Projekte der Landesfeuerwehrverbände Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen haben die Produktion inhaltlich beraten. Seit Februar 2024 hat sich die Zahl der durch ZdT geförderten Projekte von elf auf zehn reduziert, deswegen ist in den ersten Folgen noch von Projekten in elf Landesverbänden die Rede.

Transkript anzeigen

00:00:00: In diesem Podcast sprechen wir über die Feuerwehr. Aber wir sind anders. Hier geht es nicht um

00:00:12: Blaulichtalltag und Rettungsaktionen. Wir wollen ins Innere der Organisation schauen und fragen,

00:00:17: was hält Feuerwehr zusammen? Warum das wichtig ist? Ganz einfach. Feuerwehr ist Daseinsvorsorge und

00:00:24: geht uns deshalb alle an. Wenn polarisierende Debatten und Krise um Krise das Meinungsklima

00:00:29: verschärfen, schlägt sich das auch in Feuerwehren nieder und Konflikte sind vorprogrammiert. Dann

00:00:34: geht es darum, Spaltung und Vereinnamung zu verhindern und demokratische Grundwerte zu fördern. Wie das

00:00:39: gelingen kann, wollen wir die Fragen, die praktisch daran arbeiten. Du hörst Zukunft 112, Zusammenhalt

00:00:46: in der Feuerwehr. Das ist die erste Folge von Zukunft 112, Zusammenhalt in der Feuerwehr.

00:00:55: Dieser Podcast ist im Rahmen des Bundesprogramms Zusammenhalt durch Teilhabe entstanden,

00:01:00: ein Programm des Bundesinnenministeriums und der Bundeszentrale für politische Bildung.

00:01:05: Dieses macht es sich zur Aufgabe, das demokratische Miteinander in Vereinen und Verbänden zu stärken

00:01:11: und Projekte gegen diskriminierende und demokratiefeindliche Verhaltensweisen zu fördern,

00:01:16: zum Beispiel in der Feuerwehr. In den nächsten Minuten wollen wir deshalb über das Selbstverständnis

00:01:21: von und Werte in der Einsatzorganisation sprechen. Es geht um Verantwortung und Kameradschaft,

00:01:27: um Konflikte und Kommunikation und die Frage nach dem Wie.

00:01:31: Ein kleines Gedankenspiel. Welches Bild kommt dir in den Kopf, wenn du jetzt ganz spontan an Feuerwehr

00:01:39: denkst? Wahrscheinlich ist es eine Szene, die etwas über Kameradschaft erzählt. Menschen in

00:01:44: Uniformen, die im übertragenen Sinn zusammen durchs Feuer gehen, um zu helfen. Die verlässlich kommen,

00:01:49: wenn Not ist, 24 Stunden am Tag. Vielleicht laufen vor deinem inneren Auge auch Bilder von

00:01:55: Geselligkeit ab. Im Dorf, in der Stadt wird gefeiert. Da ist ein enges Miteinander,

00:02:00: das nach außen hin schon einladend, manchmal vielleicht aber auch etwas verschworen birgen kann.

00:02:05: Kameradschaft. Das ist einer der Top-Werte, der sich mit Feuerwehr verbindet. Das sagen sowohl

00:02:10: Engagierte im Dienst als auch Menschen, die von außen auf Feuerwehr schauen. Einsatzkräfte brauchen

00:02:16: dieses Wirgefühl, um Extremsituationen gemeinsam zu bewältigen, um sich zu 100 Prozent aufeinander

00:02:22: verlassen zu können. Doch wie gelingt es in der Praxis, so ein Wirgefühl nicht nur zu erzeugen,

00:02:27: sondern auch zu stärken. Und inwiefern muss Feuerwehr demokratiepolitisch aktiver werden,

00:02:31: um genau das auch in Zukunft zu gewährleisten und gesellschaft treffend abzubilden. Darum soll es jetzt gehen.

00:02:38: Alles begann mit einem Trauma. Wenn Daniel Thomas Geis heute auf seinen Start in der Feuerwehr

00:02:52: zurückschaut, erzählt er von seiner Kindheit. Aufgewachsen ist er in Rheinland-Pfalz,

00:02:57: genauer gesagt in Boppert. Über 15.000 Menschen leben hier zwischen Weinbergen und Rhein. Die

00:03:04: Welt ist in Ordnung. Wäre da nicht diese eine Sache, die ihm als Kind irgendwie Angst macht?

00:03:08: Also eigentlich war ich als Kleinkind, kann ich mich gut dran erinnern, immer im Heulen, wenn

00:03:13: bei uns auf dem Nachbar darf. Da war die Sirene nämlich untergebracht. Wo losgeheult hat,

00:03:18: war das für mich so laut, dass das ein schreckliches Ereignis war und ich damit eigentlich nichts

00:03:22: zu tun haben wollte. Doch als dann ein Auto in der Nachbarschaft brennt und Daniel Thomas Geis

00:03:27: durch Kontakte seiner Eltern zum ersten Mal in einem Feuerwehrauto mitfahren darf, da ist der

00:03:31: Mann gebrochen. Mit 16 Jahren tritt er in die Jugendfeuerwehr ein und bleibt. Also sind eigentlich

00:03:38: in der Bewegung, wenn ich da zurückrechtern darf, glaube ich knapp 35 Jahre, die ich den Blaulicht

00:03:45: Organisationen beruflich und ehrenamtlich angehört habe oder angehörte. Und mein Motto war, dass ich

00:03:51: Hilfe geben möchte zur Selbsthilfe. Das ist so eigentlich aus dem Pflegerische gekommen, aber

00:03:56: ich bin ja schon lange Zeit ja hauptberufisch in der Notfallmedizin gefahren und habe das Ehrenamt

00:04:02: Feuerwehr dazu begleitet. Ganz praktisch bedeutet das in seiner aktiven Zeit, dass mitten in der Nacht

00:04:08: der Piper klingelt und er los muss. Es ist unklar, was einen dann konkret erwartet, denn durchgegeben

00:04:14: werden nur Schlagworte, Verkehrsunfall oder hilflose Personen hinter Tür. Der Nervenkitzel,

00:04:20: das Atrenalin, das sei ganz klar ein Grund, warum Daniel Thomas Geis der Organisation so lange treu

00:04:25: geblieben ist. Ein anderer ist die Feuerwehrfamilie, die sind stiftet und die sich durch eine besondere

00:04:31: Haltung definiert. Ganz entscheidend als Werte für die Feuerwehr sind, ihre Ehrlichkeit,

00:04:37: ihr Respekt innerhalb der Kameradschaft, aber den Respekt, den sie eigentlich auch draußen von

00:04:43: vielen Bürgerinnen und Bürger erleben, die ihre Hilfsbereitschaft entgegennehmen müssen. Und

00:04:49: ganz wesentlich ist und das ist egal, wo wir in die Nationen gucken. Ich wähle einen Notruf,

00:04:55: ich drücke eine Notruftaste und ich weiß, darauf passiert was. Nämlich, ich habe eine

00:05:01: Zufallessigkeit. Die 365 Tage Gewährleistung ist quasi rund um die Uhr. Egal, wer Hilfe braucht,

00:05:09: unabhängig. Von Herkunft, Geschlecht, Religion, es ist nicht gefragt, wer unsere Hilfe braucht. Die

00:05:19: Person, die die Hilfe braucht, kriegt seine Hilfe und ein ganz großer Wert, der dabei passt. Und

00:05:26: das kann man gut unterschreiben, ist nämlich die Kameradschaft. Weil man Kameradschaft hier

00:05:30: ich selbst auswähle und aus Kameradschaft kann ich bestätigen heute, weil auch Freunde geworden

00:05:37: sind, die quasi im privaten Umfeld ganz viele Aufgaben mit übernehmen. Daniel Thomas Geis

00:05:43: spricht vom familiären Miteinander und vom humanitären Wert der Nothilfe, der über allem

00:05:47: steht. Das teilt die Feuerwehr mit anderen Einsatzorganisationen im Rettungswesen. Doch so

00:05:53: harmonisch das auch klingt, vor allem der Zusammenhalt ist kein Selbstläufer. Im Gegenteil,

00:05:58: Kameradschaft wird zunehmend als Wert und Projektbegriffen, an dem gearbeitet werden muss. Und das

00:06:03: hat Gründe. Zum einen kann nur eine gut funktionierende Kameradschaft im Ernstfall verlässlich

00:06:09: ineinandergreifen und damit Hilfe gewährleisten. Zum anderen ist Einsatzbereitschaft im Ehrenamt

00:06:14: längst nicht mehr selbstverständlich. Der Nachwuchs ist umkämpft, genauso wie aktive

00:06:19: Mitglieder im besten Alter. Die Feuerwehren in Deutschland zählen rund 1,3 Millionen Mitglieder.

00:06:24: Über 95 Prozent davon sind freiwillig aktiv, der Rest in Berufs- und Werkfeuerwehren. In den letzten

00:06:31: 20 Jahren ist die Zahl der freiwilligen Feuerwehren dabei stark gesunken, von über 24.600 im Jahr

00:06:38: 2000 auf knapp 22.000 im Jahr 2020. Das ist ein Rückgang von über 10 Prozent. Einen Anstieg

00:06:45: auf 2000er-Niveau gab es erst wieder 2021. Das entspricht den neuesten Zahlen des Deutschen

00:06:51: Feuerwehrverbandes. Und fragt man danach, warum der Trend lange abwärts ging, fallen die Antworten

00:06:56: meist ähnlich aus. Manche aktive scheiden aus, weil mit Familie und Job die Belastung durch das

00:07:02: fordernde und zeitintensive Ehrenamt zu groß wird. Andere engagieren sich erst gar nicht,

00:07:06: weil der Dienst in der Feuerwehr für sie nicht attraktiv erscheint, zum Beispiel, weil die

00:07:10: Atmosphäre nicht stimmt, weil über Konflikte geschwiegen wird und Klischees dominieren.

00:07:15: Außerdem bildet Feuerwehr die Gesellschaft noch nicht vollständig ab. Das betrifft vor allem

00:07:20: wenig bis kaum präsente Zielgruppen. Frauen, Menschen mit migrantisch geprägter Biografie

00:07:25: oder Behinderungen, diverse Personen. Somit wird das, was Identität stiftet, nämlich Kameradschaft

00:07:31: und Zusammenhalt zur Baustelle. Dass die neue, positive Entwicklung nun fortgeschrieben wird,

00:07:37: ist wichtig, denn Feuerwehren sind Teil der staatlichen Daseinsvorsorge. Ihr Modell ist

00:07:41: einzigartig. Die Geschichte der größten Freiwilligenorganisation Deutschlands geht zurück bis uns

00:07:46: 18. Jahrhundert. Und sie ist auch gegenwärtig alternativlos. Denn reine Berufsfeuerwehren

00:07:51: in dem Ausmaß sind nicht finanzierbar. Es braucht also zwingend freiwilliges Engagement,

00:07:56: um dem Feuerwehrleitspruch nachzukommen. Retten, löschen, Bergen schützen. Den freiwilligen

00:08:02: Feuerwehren ist die ehrenamtliche Arbeit tief in die DNA geschrieben. Aber sie ist ein ebenso

00:08:07: fragiler Wert, eben dann, wenn es zu Konflikten kommt. Daniel Thomas Geiss ist heute in der Feuerwehr,

00:08:13: um rechtzeitig auf kritische Fälle zu reagieren. Als Projektreferent ist er über das Bundesprogramm

00:08:18: Zusammenhalt durch Teilhabe, kurz ZDT, beim Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz angestellt.

00:08:24: Das Programm wurde 2010 vom Bundesministerium des Innern und für Heimat ins Leben gerufen.

00:08:29: Es versteht sich als Präventionsprogramm und setzt sich zum Ziel, das demokratische

00:08:34: Miteinander in Vereinen und Verbänden zu stärken. Deshalb fördert es Initiativen,

00:08:39: die etwas gegendiskriminierendes und demokratiefeindliches Verhalten tun. Im Projekt "Heimatmenschen

00:08:45: Vielfalt Feuerwehr" bildet Daniel Thomas Geiss unter anderem ehrenamtliche Demokratieberater

00:08:50: und Beraterinnen aus. Er berät auch selbst bei Kontroversen und sucht nach Lösungen. In zehn

00:08:55: weiteren Landesverbänden der Feuerwehr arbeiten Menschen wie er daran, dass Werte wie Vielfalt,

00:09:00: Teilhabe und eine demokratische Gesprächskultur untereinander gelebt und sichtbarer werden.

00:09:05: Das Programm wird von der Bundeszentrale für Politische Bildung begleitet. Lahn Böhm leitet

00:09:10: den zuständigen Fachbereich. Sie erklärt, warum es die Arbeit von Zusammenhalt durch

00:09:14: Teilhabe in der Feuerwehr dringend braucht. Ich glaube, das ist auch kein Geheimnis,

00:09:19: das ist mein fakt. Feuerwehr ist ein sehr traditionsreiches Ehrenamt mit einer ganz bestimmten Kultur,

00:09:26: mit einem ganz bestimmten Umgang untereinander. Der ist vielleicht nicht für alle Situationen

00:09:32: noch modern und anschlussfähig für das, was auch an neuen Fragestellungen auftaucht. Auch

00:09:39: Feuerwehr muss sich darum kümmern, dass neue Mitglieder dazukommen und sie in ihrer Truppenstärke

00:09:46: ausreichend besetzt sind. Da gehört auch dazu, sich mit neuen Fragen und neuen Mitgliedern zu

00:09:51: beschäftigen. Das führt zu Konflikten. Da wollen wir unterstützen, dass das nicht dazu führt,

00:09:57: dass Feuerwehr die Schotten dicht macht und keine neuen Menschen mehr dazukommen, sondern dass

00:10:04: sie das auch als Chance begreifen für sich selbst und. Das ist auch ein Aspekt nicht überall,

00:10:09: aber es gibt eben doch auch rechtsgerichtete Gruppen, die Feuerwehren als eine für sie

00:10:15: interessante Struktur entdeckt haben und gerne für irondemokratischen Perspektiven auch im

00:10:20: Bereich der Feuerwehr werben möchten. Immer wieder sorgen solche Fälle medial für Aufmerksamkeit.

00:10:25: Eine Recherche der Tageszeitung gab beispielsweise 2021 Einblick in die Dienststelle einer Feuer-

00:10:31: und Rettungswache in Köln. Im Gemeinschaftskalender waren die Geburtstage von Josef Göbbels, Eva

00:10:37: Braun und Adolf Hitler eingetragen. Im Frühjahr des vergangenen Jahres bildete zudem das Magazin

00:10:42: der Stern ab, wie Rechte und AfD-Mitglieder versuchen, Fuß in freiwilligen Feuerwehren zu fassen.

00:10:47: Chatgruppen mit antisemitischen, rassistischen Inhalten, Hitlergrüße. Die Liste ließ sich fortführen

00:10:53: und wird uns in einer der nächsten Podcast-Folgen noch beschäftigen. Von einem Fall kann auch Daniel

00:10:58: Thomas Geis erzählen. Sein Beispiel führt zurück nach Rheinland-Pfalz und zur Flutkatastrophe im

00:11:03: Ahrtal. Im Juli 2021 verlieren bei diesem Unglück 134 Menschen ihr Leben. Nur einen Tag nach der

00:11:11: Flut taucht inmitten der Schlammlawinen und Häusertrümmer ein Fahrzeug auf. Es erinnert auf den

00:11:16: ersten Blick an einen Polizeibagen, blau-weiß gefärbt mit der Aufschrift "Friedensfahrzeug".

00:11:22: Die Leute darin wollen mit anpacken, vermeintlich, denn wenig später wird die Gruppierung der rechten

00:11:28: Szene zugeordnet. Die Polizei Koblenz meldet via Twitter. "Uns ist bekannt, dass sich aktuell

00:11:35: Rechtsextremisten als kümmerer vor Ort ausgeben. Wir werden in Abstimmung mit der technischen

00:11:40: Einsatzleitung mit aller Entschiedenheit gegen Menschen einschreiten, die unter dem Anschein von

00:11:45: Hilfe die Lage für politische Zwecke missbrauchen." Vor so einem Auto posiert eine Feuerwehrkraft und

00:11:51: veröffentlicht die Bilder später auf Facebook. Es entsteht ein falscher Eindruck, so Daniel Thomas

00:11:57: Geis. Es wirkte als solidarisierte Sicht der Feuerwehrmann mit der Initiative. Ein Vorfall,

00:12:02: der so nicht zu tolerieren war. "Denige, der mit rechts oder links sympathisiert und perolen

00:12:09: von vermutlich auch feindlichen Zeichen fahren, Logos nach außen transportiert, ist nach Dienstrechts

00:12:19: in reinen Falls aus dem Feuerwehr, aus dem Ehren beahmenden Dienst zu entfernen." Da steht

00:12:24: im Gesetz drin und da habe ich keine Handhabe drin. Der Bürgermeister kann sauren und da vorne

00:12:29: ist die Tür und du bist raus. Punkt, der ist entlassen. "Der konnte aber darstellen, dass er

00:12:34: ja damit nichts zu tun hatte und damit hatten wir ja gar keine Untermauerung. Er wollte

00:12:38: unser Darstellen in seinem Facebook für viel wie störend er das fandet, wie nah sie in die

00:12:44: Gliederung der Feuerwehr eintreten wollten und damit haben wir im Dialog hier und das ist halt

00:12:50: Mediation, Moderation, Gesprächsstüge rausbekommen. Bilder und Wurste sind manchmal täuschender,

00:13:00: wie wenn ich in einem klären Gespräch bin. Das Gespräch hat gezeigt, das Bild, die Darstellung,

00:13:06: was wir gesehen haben im Netz durch Bild und Text falsch interpretiert wurde." Nur ein

00:13:13: Missverständnis also? Diese Entschuldigung hört man im Kontext problematischer Äußerungen und

00:13:17: Auftritte häufiger, aber genau das ist für Daniel Thomas Geis ein Grund, genauer hinzuschauen.

00:13:23: Erstens müsse klar sein, es gibt Vereinamungsversuche in der Feuerwehr. Zweitens können nur das offene

00:13:29: Gespräch demokratiefeindliche Einstellungen aufdecken. Darum müsse es gehen, im Dialog

00:13:35: voranzukommen, sich als Organisation weiterzuentwickeln. In diesem konkreten Fall wurde das Profil

00:13:40: gelöscht. Der Mann ist weiter im Dienst und idealerweise aufgrund seiner Erfahrung nun sensibilisiert.

00:13:46: In seinem Job als ZTT-Referent hat Daniel Thomas Geis auch schon erlebt, dass das dritte Geschlecht

00:13:52: auf Verwaltungsebene im Feuerwehrdienst anerkannt wird. Wer dem Ehrenamt beitreten will, wird vom

00:13:57: zuständigen Bürgermeister oder der Bürgermeisterin per U-Kunde dazu verpflichtet. Diese sieht aber

00:14:03: nur die Bezeichnungen Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau vor. Durch eine gelohene Mediation konnte

00:14:08: hier jedoch eine Person berufen werden, die sich als divers identifiziert, als Feuerwehrkraft.

00:14:13: Für Daniel Thomas Geis ein vorbildlicher Erfolg aus der täglichen Praxis. Also wenn mir nie drüber

00:14:19: gesprochen hätte, wäre die Person heute dem Feuerwesen nie beigetreten. So hätte sich

00:14:26: abgewandt und somit wäre wieder klassisch gewesen. Ja, guck mal, wie engständig, wie

00:14:33: eignützig sie sind, nur Männer betont, Frauen, naja, aber hier zeigen wir, wir sind vielfältig.

00:14:41: Werte wie Dialog, Offenheit und Vielfältigkeit. All das müsse Feuerwehr auf dem Schirm haben.

00:14:47: Dieses Selbstverständnis wachsert aber nicht von allein. Es muss aktiv zusammenarbeitet und

00:14:52: gelebt werden, im Miteinander und aus der Organisation heraus. Das Programm Zusammenhalt

00:14:57: durch Teilhabe unterstützt genau dabei. Wichtig ist, Leiterin Lahnböhm, deshalb,

00:15:01: dass das Projekt nicht von außen belehrt und demokratische Praxis mit moralisch erhobenem

00:15:06: Zeigefinger vermittelt. Wir wollen über unsere Projektförderung gute Rahmenbedingungen schaffen,

00:15:12: damit Feuerwehrkameradinnen und Kameraden diese Themen eigenständig und auch mit eigener Sprache

00:15:18: angehen können. Das heißt, wir fördern Projekte, die in den Feuerwehrstrukturen selbst angesiedelt

00:15:24: sind. Da wird auch jemand hauptamtlich eingestellt, also eine Person, die dann auch die zeitlichen

00:15:28: Ressourcen hat, rumzufahren, mit Kameradinnen und Kameraden vor Ort zu sprechen, die Themen

00:15:33: auch erst mal aufzunehmen und daraus dann abzuleiten, wo drückt der Schuh? Wenn man dann länger dabei

00:15:39: ist und eben auch die Sprache und die Kultur der Feuerwehren vor Ort versteht, dann bekommt man

00:15:47: natürlich auch andere Fälle geschildert, die vielleicht dann aus dem Bereich Sexismus kommen

00:15:52: oder auch tatsächlich aus dem Bereich Alltagsrassismus oder Diskriminierung. Und dann haben wir eben

00:15:56: auch ein vertrauensvolles Gesprächsformat durch diese verbannt internen Projektkollegen, dass das

00:16:03: eben auf Augenhöhe passiert und dass da keiner denunziert wird oder irgendwie Blues gestellt wird,

00:16:08: sondern dass wir versuchen, eben mit guten Beratungsangeboten auf die betroffenen Kolleginnen

00:16:13: und Kollegen zu gehen zu können. Das Problem mit zur Sprache kommen ist das erklärte Ziel,

00:16:18: denn Feuerwehr kann es sich schlichtweg nicht leisten, auch nur ein Mitglied zu verlieren

00:16:22: oder nicht zu erreichen, weil das Klima innerhalb der Kameradschaft verschreckt oder Konflikte

00:16:27: unausgesprochen bleiben. Das schreiben Uwe Steinbeis und Thomas Weitlich in einem Beitrag,

00:16:32: der das Projekt "Zusammenhalt durch Teilhabe" im Landesfeuerwehrverband Brandenburg erklärt.

00:16:36: Für beide Autoren und ZDT-Engagierte ist klar, dass Feuerwehren zunehmend auch als politische

00:16:42: Kraft angesprochen werden müssen und sie erklären das so.

00:16:45: Politisch ist es, wenn Konflikte offen benannt und konstruktiv in kameradschaftlicher Weise

00:16:52: bearbeitet werden. Wenn also Männer und Frauen der Feuerwehren oder ihre Kameradschaften beschließen,

00:16:57: Akteure zu sein, eine Stimme zu haben und Meinungen zu vertreten, wenn sie die Mühsal des

00:17:03: Sachkundigwerens nicht scheuen und auch nicht die Zumutung des Beratens diskutierens und des

00:17:08: Verständigens kurz, wenn sie sich also einmischen in ihre eigenen Angelegenheiten.

00:17:13: Ganz grundsätzlich wird Feuerwehr zumeist als unpolitische Organisationen assoziiert. So

00:17:18: versteht sie sich auch selbst. Der Grund dafür sind die Leitsätze, auf die sie sich berufen.

00:17:23: Feuerwehr fußt auf dem Grundgesetz bzw. Brandschutz und Feuerwehrgesetz in der

00:17:27: Länder. Die Organisation versteht sich als politisch-neutral und parteipolitisch unabhängig.

00:17:32: Vereinkert ist dies zum Beispiel in der Satzung des Deutschen Feuerwehrverbandes. Doch politische

00:17:37: Neutralität bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, sich neutral gegenüber demokratischen

00:17:42: Werben zu verhalten, so nachzulesen im Handbuch "Demokratie in der Feuerwehr". Wo es dazu heißt?

00:17:48: Damit ist vor allem gemeint, dass Menschen unabhängig von ihrer politischen Haltung,

00:17:53: ihrem Lebensstil, Aussehen, Herkunft, Geschlecht usw. geholfen wird. Ein weiterer zentraler Punkt

00:17:59: ist die parteipolitische Unabhängigkeit, also keine Werbung für einzelne Parteien oder deren

00:18:04: Funktionäre zu unterstützen. Neutralität bedeutet also nicht, dass die Feuerwehren keinen aktiven

00:18:11: Beitrag zur Demokratie in diesem Land leisten können oder gar sollten. Als Bürgerbewegung sei

00:18:16: die Institution Feuerwehr einst mit den Idealen von Selbstorganisationen und Stärkung der Bevölkerung

00:18:21: gestartet. Sie verschreibe sich damit Werten wie Gleichheit, Solidarität und Gemeinschaft und

00:18:27: sie bezieht ihr Selbstverständnis aus dieser historischen Leistung. Dennoch muss man eine

00:18:31: Sache verstehen. Es gibt eine klare Trennung zwischen demokratischer Praxis in den

00:18:36: Organisationsstrukturen und dem Notfalleinsatz, denn der ist nicht demokratischer, sondern streng

00:18:41: hieratischer Natur. Für Karl-Heinz Banse ist das entscheidend, um Feuerwehr in ihrem Selbstverständnis

00:18:47: zu begreifen. Seit 2021 ist er als Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes im Amt. Er

00:18:53: selbst trat als 14-jähriger Schüler in die Jugendfeuerwehr ein, Anfang der 90er Jahre. Die

00:18:59: inhaltlichen Schwerpunkte seiner Amtszeit kann er Klabe nennen. Er wolle den Fokus unter anderem

00:19:04: auf die soziale Absicherung von Feuerwehrleuten legen, etwa nach Unfällen. Außerdem stehe er auf

00:19:09: seiner Agenda die Vereinheitlichung der Ausbildung und die Verhinderung einer Politisierung der

00:19:15: wehr. Auf die Frage, wie demokratiepolitisch verankert Feuerwehr ganz konkret sei, reagiert er

00:19:20: schnell. Feuerwehr ist sehr demokratisch. Bereits seit über 170 Jahren sind die Feuerwehren zu einem

00:19:27: Großteil demokratisch organisiert. Bei den Feuerwehren wird jeder Funktionsträger gewählt. Das beginnt

00:19:33: schon bei den Kinderfeuerwehren, setzt sich über die Jugendfeuerwehren fort bis in die Erwachsenabteilung.

00:19:38: Jeder Brandmeister, jeder Feuerwehrführer muss sich einer Wahl stellen. Er muss von den Feuerwehrleuten

00:19:43: in einer Vorschlagswahl gewählt werden. Und bei den hohen Führungskräften muss das auch noch

00:19:48: durch die Parlamente der Ordner oder auch der Landkreise bestätigt werden. Wenn überall in

00:19:54: Deutschland mit solchen Prinzipien gearbeitet werden würde, macht ihm ja keine Gedanken, dass die

00:19:59: Demokratie in Deutschland verliert. Man muss natürlich zwischen der verbandlichen Arbeit und dem

00:20:04: Einsatz trennen. So wie die Feuerwehren in den Einsatz gehen, kamen wir natürlich nicht mehr die

00:20:09: Zeit über Dinge abzustimmen. Dann muss entschieden werden. Dann ist der gewählte Einsatzleiter der

00:20:15: jenige, der bestimmt und man muss das dann tun, was derjenige anordnet. Wenn wir da ins

00:20:21: diskutieren kämen, könnten wir keinen Einsatz erfolgreich abarbeiten. Abseits der notwendigen

00:20:26: Einsatzherarchie sei Feuerwehr ganz klar schon immer ein Ort der Debatte. Gerade jüngere Mitglieder

00:20:31: fordern laut Karl-Heinz-Banzer Dialog, Beteiligung und Mitsprache stärker ein. Gestandene Kollegen

00:20:37: und Kolleginnen müssten sich in dieser Hinsicht bewegen, auch wenn sie das nicht unbedingt

00:20:41: als dringlicher achten. Man kennt das, ein klassischer Generationenkonflikt, den es zu

00:20:46: überwinden gilt. Denn gerade kommunikatives Handwerk werde in Zukunft den Wertekanon von

00:20:51: Feuerwehr verstärkt prägen. Da ist sich Kalleins Bandsesicher.

00:20:55: Im Programm "Zusammenhalt durch Teilhabe" werden deshalb in den Feuerwehren "Konfliktberater" ihnen ausgebildet.

00:21:01: Sie sollen dabei unterstützen, dass Menschen zu einem respektvollen Miteinander im Gespräch finden.

00:21:06: Zum Beispiel, wenn es um rassistische, antisemitische, sexistische oder homosexuellen feindliche Äußerungen geht.

00:21:12: Oder um Konflikte im Vereinsalltag.

00:21:14: Außerdem sollen sie als gutes Beispiel vorangehen und sich im eigenen, alltäglichen Handeln für mehr Respekt und Demokratie einsetzen.

00:21:21: Karl-Heinz Banse lobt diese Unterstützung.

00:21:23: Wenn es nach ihm geht, dann muss das konstruktive Sprechen über gesellschaftspolitische Fragen, ganz selbstverständlich zum Feuerwehralltag gehören.

00:21:30: Migration und Diskriminierung von Minderheiten seien hier nur als Stichworte genannt.

00:21:34: Ob es nun darum geht, wie die Feuerwehr integrativer werden kann, das Geschlechterverhältnis oder althergebrachte Traditionen.

00:21:41: Karl-Heinz Banse findet für den notwendigen Mentalitätswandel in Wehren ein treffendes Beispiel.

00:21:46: Wenn Feuerwehrleute nach einem Einsatz oder nach einer Arbeit essen, dann essen sie sehr gerne ein Brötchen mit Feuerwehrmarmelade.

00:21:55: Das ist keine Marmelade, das ist gehacktes, das ist Mett.

00:21:59: Und da muss man ein bisschen umdenken.

00:22:01: Wenn ich Mitglieder weiblich und männlich habe aus dem muslimischen Bereich, dann essen die kein Schweinefleisch.

00:22:07: Dann muss man halt tatsächlich Marmelade vorhalten, wenn die Marmelade essen möchten.

00:22:11: Da müssen wir daran arbeiten, aber ich denke mir mal, da sind wir schon dabei, es gibt ja schon viele gute Erfahrungen.

00:22:17: Wir müssen uns einfach nur daran gewöhnen, dass wir in Deutschland eben von vielen Nationalitäten leben und von vielen Kulturen geprägt werden.

00:22:25: Und denn nur so haben wir die Sicherheit, dass wir auch in Zukunft einsatzfähig bleiben.

00:22:29: Mehr sachlicher Austausch, weniger hitzige Debatten.

00:22:32: Das wird auch mit Blick auf gesamtgesellschaftliche Spannungen immer wieder gefordert.

00:22:36: Angesichts multipler Krisen wie Pandemie, Klimawandel, Krieg, Inflation wird Zusammenhalt zur Priorität.

00:22:43: Und der braucht das Gespräch.

00:22:45: Die Bundesregierung hat zu diesem Zweck ein eigenes Forschungsinstitut ins Leben gerufen.

00:22:50: Dieses macht vor allem drei Konfliktlinien aus, die den Zusammenhalt gefährden.

00:22:54: Als Gefahr werden soziale und ökonomische Ungleichheit innerhalb der Bevölkerung benannt.

00:22:59: Auch die wachsende kulturelle Heterogenität wird als Herausforderung geschrieben.

00:23:03: Vermisst wird zudem eine Bereitschaft, Meinungsunterschiede auszuhandeln und Kompromisse zu finden.

00:23:09: Auch für Karl-Heinz Banzel ist das ein wesentlicher Punkt.

00:23:12: Es braucht eine Toleranz gegenüber unterschiedlichen, auch politischen Positionen meint er.

00:23:17: Und eine klare Abgrenzung hin zu den Rändern.

00:23:20: Die Feuerwehren, deutschlandweit mit 1,3 Millionen Mitgliedern, sind natürlich ein Spielgebild unserer Gesellschaft.

00:23:26: Wir haben Frauen, wir haben Männer, wir haben eigentlich ein gesamtes Querschnitt unserer Gesellschaft.

00:23:31: Und da gibt es natürlich auch Menschen, die mit manchen Dingen unzufrieden sind.

00:23:35: Jeder hat natürlich auch bei der Feuerwehr das Recht, politisch zu denken, wie er will.

00:23:40: Jeder kann wählen, wen er will. Die Feuerwehr wird niemals vorschreiben, wer gewählt werden soll, welche Partei oder welche Person.

00:23:48: Doch wichtig ist, dass das Ganze immer auf der Basis unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung läuft.

00:23:54: Wir lassen uns in den Feuerwehren nicht radikalisieren. Die Feuerwehren sind demokratisch geprägt.

00:24:00: Und das ist eine unserer wichtigsten Säulen, das sind unsere Grundfesten.

00:24:04: Was derjenige Feuerwehrmann bei seiner Wahl macht, weiß ich nicht.

00:24:07: Aber wir lassen es nicht zu, dass in der Feuerwehr durch Parolen, durch Stammtischparolen,

00:24:12: irgendwelche Meinungsbilder gemacht werden, das gehetzt wird, das wollen wir in den Feuerwehren nicht.

00:24:17: Wir sind da ja auch dabei, uns dagegen zu schützen.

00:24:20: Wir zum Beispiel das Projekt "Zusammenheit durch Teilhabe" hilft uns da sehr.

00:24:24: Es hilft mit Sicherheit nicht, wegzuhören. Es hilft mit Sicherheit nicht, sich wegzudrehen.

00:24:29: Man muss in die Diskussion gehen, man muss sich mit diesen Menschen auseinandersetzen.

00:24:33: Man muss Argumente finden, um deren Argumente auszuheben.

00:24:37: Das ist in den meisten Fällen nicht schwer.

00:24:39: Denn das, was da vorgebracht wird, ist meistens nur oberflächlich.

00:24:42: Das sind Schlachworte. Und so wie man konkret wird, kommen die sehr schnell in Schwimmen.

00:24:46: Und wenn gar nichts mehr geht, dann haben wir auch die Möglichkeit, diese Personen aus der Feuerwehr zu entfernen.

00:24:52: Die Gesetze geben das mittlerweile her und das wird nötigenfalls auch dann getan.

00:24:56: In diesem Interview übt er auch Medienkritik.

00:24:59: Gerne würden Negativbeispiele herangezogen, um Schlagzeilen zu machen. Das ist sein Eindruck.

00:25:04: Als Beispiel führt er die Berufsfeuerwehr in Bremen an, zum Verständnis.

00:25:08: 2020 wurde hier die Diskriminierung durch Vorgesetzte öffentlich bekannt.

00:25:12: Es ging um Mobbing und Social Media Gruppen mit rechtsradikalen Inhalten.

00:25:16: Daraufhin wurden am Mittlungsverfahren eingeleitet.

00:25:19: Im Abschlussbericht, der 2021 veröffentlicht wurde, heißt es,

00:25:23: unter den Feuerwehrleuten sei Alltagsrassismus zu erkennen, aber kein "rechtes Netzwerk".

00:25:28: In so einem Fall würden schnell zehn problematische Leute mit 1.000 Einsatzkräften gleichgesetzt, mein Karl-Heinz-Banze.

00:25:35: Er zieht daraus folgenden Schluss.

00:25:37: Vorurteile und Klischees über Feuerwehr setzten sich so in der öffentlichen Wahrnehmung fest.

00:25:42: Nach den Hintergründen solcher durchaus bedenklicher Entwicklung werde hingegen zu selten gefragt, kritisiert er.

00:25:48: Das ist eine Wache, die in einem sehr, ja, in einem Gebiet liegt Bremenfeegesack,

00:25:53: ein sozialer Brennpunkt der Großstadt Bremen.

00:25:57: Und wenn diese Menschen immer wieder täglich dort in den Einsatz gehen und täglich beleidigt werden,

00:26:02: und die Gewalt gegen Einsatzkräfte ist auch ein Thema, wo Hilfe gar nicht gewollt ist,

00:26:06: dann staut sich dann natürlich was auf, da braucht sich was zusammen.

00:26:10: Irgendjemand fängt dann an, in einer Chatgruppe irgendwas zu schreiben,

00:26:14: und das Ganze steigert sich dann, und irgendwann kommt man schnell im Bereich herein,

00:26:19: wo es dann nicht mehr mit unserer feiertikdemokratischen Grundordnung zusammenpasst,

00:26:23: wo Beamte sich doch sehr wohl überlegen müssen, was sie tun und mit diesen Folgen auch leben müssen.

00:26:28: Mit Erfahrungen aus dem Einsatzalltag bleiben Feuerwerkkräfte meist unter sich.

00:26:32: Verarbeitet werden solche Vorfälle in Einsatznachbesprechungen.

00:26:35: Das kann sich ja Unmut auffangen, aber nicht verhindern, dass Konflikte gären.

00:26:39: Eine Organisation, die ihren Selbstzweck darin sieht, jedem Menschen zu helfen,

00:26:44: gerät ins Schlingern, wenn die gesellschaftliche Wertschätzung punktuell ausbleibt.

00:26:48: Das hat auch ein anderes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit gezeigt.

00:26:51: Bundesweite Angriffe in der Silvesternacht zogen eine breite Debatte zur Gewalt gegen Einsatzkräfte nach sich.

00:26:57: In Teilen der Feuerwehr dürften diese Erlebnisse zu echten Sinnfragen geführt haben.

00:27:01: Das gibt Jörg Heidig zu bedenken.

00:27:04: Der Organisationspsychologe bildet unter anderem Wehrleiter in Sachsen aus.

00:27:08: Er berät, wenn Kontroversen im Team auftauchen.

00:27:11: Zusammenhalt, Konfliktlösung, Gruppendynamik. So kreist er seine Arbeitsschwerpunkte ein.

00:27:16: Mit Blick auf Selbstbild und Werte innerhalb der Organisation beobachtet er vor allem einen Trend.

00:27:21: Öffentliche Diskussionen würden so polarisiert und teilweise politisch-belehrend geführt,

00:27:26: dass es sich gravierend auswirke.

00:27:29: Der gesellschaftliche Rückhalt, den ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau empfinden,

00:27:35: der ändert sich.

00:27:37: Ich habe einen bestimmten empfundenen Rückhalt oder bestimmten empfundenen Status in der Gesellschaft insgesamt.

00:27:42: Und wenn die dann lesen, dass irgendwo Einsatzkräfte angegriffen werden.

00:27:46: Und wenn die dann lesen, wie darüber gesprochen wird,

00:27:49: dass also wenn junge Menschen mit Migrationshintergrund Einsatzkräfte angreifen

00:27:56: und in der Diskussion dann aber sofort der Zeigefinger erhoben wird,

00:28:00: das hat nichts mit dem Migrationshintergrund zu tun,

00:28:02: sondern wir müssen das sozusagen ohne den Migrationshintergrund diskutieren.

00:28:05: Dann wird jemand, der im Einsatzkräftepaar arbeitet, schlicht und ergreifend sauer,

00:28:10: weil das sozusagen für ihn oder sie dann an der Stelle bedeutet,

00:28:14: dass die Diskussion an der Realität vorbei geht.

00:28:16: Weil die wahrgenommenen Realität ist so, denn reagiert man natürlich zunehmend entsetzt

00:28:22: oder fassungslos auf das.

00:28:24: Also man kriegt das Ereignis und das, was man selber als Motivation für den Job verspürt

00:28:31: und die gesellschaftliche Diskussion oder die wahrgenommenen Diskussion,

00:28:34: darum nicht mehr in eine Vorlage, nicht mehr in ein Bild.

00:28:37: Das führt zu einer Sinnfrage.

00:28:39: Nicht jede Einsatzkraft wird sozusagen in den Einsatz gehen mit der Maßgabe,

00:28:43: ich verteidige jetzt hier die Demokratie, sondern die Einsatzkraft fragt sich natürlich auch sonst stückweit,

00:28:50: was kriege ich denn dafür, wenn ich das jetzt hier mache oder was habe ich denn davon

00:28:53: oder was passiert, denn wenn ich jetzt dafür auch noch kritisiert oder angegriffen werde,

00:28:58: dass ich mich hier sozusagen engagiere oder dass ich jetzt hier meinen Körper hin halte

00:29:04: und anderen Leuten helfe.

00:29:06: Ganz treffend bildet das die Debatte aber nicht ab.

00:29:08: Nachdem beispielsweise die Pressestelle der Berliner Polizei erklärte,

00:29:12: massive Gewaltausschreitung habe es vonseiten junger Menschen mit überwiegend ausländischem Pass gegeben,

00:29:18: zeigte sich wenig später in der veröffentlichten Statistik 43 tatverdächtige Personen

00:29:24: und 60 Prozent der mutmaßlichen angreifenden waren Deutsche.

00:29:28: So der Stand im Januar 2023.

00:29:31: Doch diese Zahlen reichen nach einem sehr subjektiv erlebten Einsatz nicht mehr zwangsläufig

00:29:36: an einer Einsatzkraft heran.

00:29:38: Jörg Heilig weiß aus Gesprächen mit Feuerwehrleuten, dass solche Ereignisse

00:29:42: eine innere Distanzierung, eine Abkehr und Skepsis auslösen.

00:29:46: So beschreibt er es.

00:29:47: Auf lange Sicht könne das zum echten Problem werden, nämlich dann, wenn wieder Menschen

00:29:51: aus dem Ehrenamt ausscheiden und andere erst gar nicht den Weg in Wehren finden.

00:29:56: Gerade Führungskräften kommen deshalb eine besondere Verantwortung zu,

00:29:59: um den Zusammenhalt in der Kameradschaft zu stärken, vor allem jetzt mit den Erfahrungen

00:30:03: der Corona-Pandemie. Die Verbindlichkeit, mit der man sich ehrenamtlich einbringt,

00:30:08: habe darunter enorm gelitten.

00:30:10: Zum Beispiel seinen Dienstnachbesprechungen aufgrund von Schutzverordnungen ausgefallen

00:30:14: oder wurden online angeboten, was den sozialen Raum Feuerwehr natürlich nicht adäquater setzt.

00:30:19: Für Jörg Heilig gibt es nun vor allem zwei Hebel, um dem entgegenzuwirken.

00:30:24: Wir brauchen Dinge, die uns sozusagen zusammenbringen und nicht Dinge, die uns trennen.

00:30:29: Das ist aber in der derzeitig geführten Diskussion ein Herreranspruch.

00:30:34: Aber das ist das, worin in der Praxis oft der Ansatz zur Verbesserung liegt.

00:30:41: Setzt euch hin und erst was zusammen. Setzt euch hin und redet über Dinge,

00:30:44: die alltäglich sind und redet über Dinge, die ganz, ganz praktisch sind.

00:30:49: Und redet nicht über Corona und den Bundeskanzler und die neueste migrationspolitische Idee

00:30:56: von wem auch immer.

00:30:58: Organisationen bestehen zu größeren Teilen aus Gewohnheiten.

00:31:02: Wenn die Führungskräfte dafür sorgen, dass die Einsatznachbesprechung eine Gewohnheit ist,

00:31:08: dann wird sie nicht hinterfragt.

00:31:10: Wenn ich zum Beispiel durch Corona diese Dinge aus der Gewohnheit habe tropfen lassen,

00:31:16: weil sie nicht möglich waren, weil sie nicht sein durften, dann muss ich sie wieder einführen.

00:31:20: Dadurch entsteht auch eine gewisse Offenheit, ein gewisses Vertrauen

00:31:24: und auch so das, was man in der Forschung psychologische Sicherheit nennt,

00:31:27: also den organisierten Mut aufzumocken.

00:31:29: Also wenn da irgendwas schief gegangen ist, das auch anzusprechen.

00:31:32: Aber indem ich sozusagen regelmäßig für Kommunikationssorge und Kommunikation Gewohnheit wird,

00:31:37: schaffe ich auch eine gewisse Bereitschaft, eben auch kritische Dinge anzusprechen.

00:31:42: Das ist etwas, was Organisationen in der Zukunft unbedingt brauchen,

00:31:45: weil die Vorgänge, die wir bewältigen müssen, werden nicht einfacher, die werden eher noch komplexer.

00:31:50: Für den Landesfeuerwehrverband Sachsen hat Jürg-Heidich eine Umfrage zu Wärten

00:31:54: innerhalb der sächsischen Feuerwehren durchgeführt.

00:31:57: Rund 700 Einsatzkräfte haben sich beteiligt und sieben Werte definiert,

00:32:01: die sie in ihrem Ehrenamt antreiben.

00:32:03: Verantwortung, Kameradschaft und Zusammenhalt, Heimat, Traditionspflege,

00:32:08: Leistungsbereitschaft, Ordnung und Sicherheit sowie gesellschaftliches Engagement.

00:32:12: Überrascht haben ihn diese Ergebnisse, ehrlich gesagt, nicht.

00:32:16: Interessant war hingegen zu sehen, welche Werte die Feuerwehr selbst nennt,

00:32:20: um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern.

00:32:22: Zum einen wurde eine Offenheit gegenüber Digitalisierung und neuer Technik gefordert.

00:32:27: Zum anderen die Integration neuer Zielgruppen.

00:32:30: Wie eingangs schon erwähnt, adressiert das vor allem Frauen und Menschen mit Migrationsbiografie.

00:32:35: In der Praxis bedeutet das wiederum, dass Führungsqualität vor allem auch kommunikatives Talent braucht.

00:32:40: Denn je heterogener die Zusammensetzung eines Teams,

00:32:43: desto mehr Konfliktpotenzial kann sich ergeben.

00:32:46: Und desto mehr muss darauf geachtet werden, dass alle Stimmen zu Wort kommen.

00:32:50: Führungskräfte sollen dafür sorgen, dass die Handlungen der Mitglieder möglichst gut auf den Organisationszweck einzahlen.

00:32:57: Dazu muss ich sozusagen mit meinen Leuten zuerst mal Vertrauen aufbauen

00:33:02: und dafür sorgen, dass innerhalb der Leute, innerhalb meiner Mitglieder ein Zusammenhalt entsteht,

00:33:06: weil der Zusammenhalt, auch wenn das vielleicht manche skeptisch stehen,

00:33:11: wenn ich das jetzt so sage, aber der Zusammenhalt ist der stärkste Motivationsfaktor

00:33:15: in einer ehrenamtlichen Organisation.

00:33:17: Ich habe nicht viel mehr als das Vertrauen und die Beziehung zwischen den Leuten,

00:33:21: was die Leute sozusagen in den Einsatz kommen lässt.

00:33:24: Es gibt die Bindung an die Ideale, das ist sicherlich ein wichtiger Faktor,

00:33:28: aber der Zusammenhalt ist viel, viel wichtiger.

00:33:31: Das heißt, alles was ich als Führungskraft mache,

00:33:34: um das Vertrauen und die Beziehungsqualität oder die Intensität der Beziehung

00:33:38: und den Zusammenhalt zu stärken, ist erstmal hilfreich.

00:33:42: Alles was ich dann dafür mache, dass in meiner Organisation besprochen werden kann

00:33:48: in Bezug auf die Qualität der Leistungen, auf die Qualität des Einsatzes,

00:33:53: also was ich an Einsatznachbesprechungen mache, was ich an Qualität der Ausbildung liefere,

00:33:57: alles das ist dazu geeignet, meine Organisation besser werden zu lassen.

00:34:02: Insbesondere diese dürfen Minderheiten sprechen,

00:34:06: werden Fehler vernünftig ausgewertet oder sind immer dieselben vorne im Eingriffstrupp

00:34:11: und können es eigentlich schon gar nicht mehr so gut.

00:34:15: Und die anderen, die es kritisch sehen und die auch die Fehler gesehen haben,

00:34:18: trauen sich nichts zu sagen.

00:34:19: Das macht einen Feuerwehr nicht besser, das macht einen Feuerwehr auf Dauer schlechter

00:34:23: oder der Zusammenhalt geht kaputt, weil ich die Diskussion so lange zulasse,

00:34:27: dass es dann irgendwann nicht mehr funktioniert.

00:34:31: In der Theorie scheint das alles klar

00:34:33: und vielerorts macht sich Feuerwehr längst bewusst in die Zukunft auf.

00:34:37: Das trägt Früchte.

00:34:38: Erste wären die zu mehr als 50% aus Frauen bestehen,

00:34:41: die Menschen mit Migrationsbiografie gewinnen und sich deutlich gegenrechtspositionieren.

00:34:46: Darum soll es in den kommenden Folgen im Detail gehen.

00:34:49: Ein erster Schritt in diese Richtung ist das Sprechen über Werte und neue Leitbilder

00:34:53: und daran wird gerade aktiv gearbeitet.

00:34:55: Nicht nur der Deutsche Feuerwehrverband befindet sich aktuell in einem Leitbildprozess.

00:35:00: Auch in einzelnen Landesverbänden wird über Werte und Selbstbild diskutiert.

00:35:04: Einer, der so einen Werteprozess bereits seit vielen Jahren durchläuft,

00:35:08: ist Daniel Thomas Geis, der am Anfang dieser Folge zu Wort kam.

00:35:12: In seinem Landesverband in Rheinland-Pfalz steht das Thema schon lange auf der Agenda.

00:35:16: Auslöser waren Fluchtbewegungen aus Syrien im Jahr 2015.

00:35:20: Damals sei vielen Einsatz und Führungskräften klar geworden,

00:35:23: dass Feuerwehr in der humanitären Nothilfe mehr und mehr zum Akteur werden würde.

00:35:28: Ein Grund, sich genauer mit Werten und Identität auseinanderzusetzen.

00:35:32: Auf einen großen Wertekonkretz folgte ein Strategiepapier.

00:35:35: Es zeigt, wie sich Feuerwehr 2030 definieren will.

00:35:39: Wir zitieren ein paar Leitgedanken in Auszügen.

00:35:42: Wir als Feuerwehren müssen uns zu einer modernen Gefahrenabwehrbehörde entwickeln.

00:35:47: Das bedeutet, dass Prävention künftig viel wichtiger werden muss.

00:35:51: Die Feuerwehr muss nicht alles können und machen.

00:35:54: Wir müssen uns ehrlich fragen, was sind Aufgaben der Feuerwehr und was nicht?

00:35:58: Aufgabenreduktionen kann zur Entlastung des Ehrenamts führen.

00:36:02: Es darf nicht nur um eine Steigerung der Mitgliedszahlen gehen.

00:36:06: Wir müssen unsere Mitglieder sorgsam auswählen,

00:36:08: damit die Feuerwehr nachhaltig von ihnen profitieren kann.

00:36:11: Dieser Prozess der Selbstverordnung ist nicht beendet.

00:36:14: Aktuell führt der Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz eine Werteplakette ein.

00:36:18: In einem Wettbewerb sollen Feuerwehren darlegen,

00:36:21: wie sie sich unter anderem für mehr Transparenz und Mitbestimmung,

00:36:24: Dialog und Offenheit in ihren Strukturen einsetzen.

00:36:27: Mit einem Preisgeld sollen sie motiviert werden, weiter an sich zu arbeiten

00:36:31: und mit gutem Beispiel voranzugehen.

00:36:33: Das Projekte, wie diese Schule machen, ist essentiell für die Organisation Feuerwehr.

00:36:37: Erst Vernetzung ermöglicht es, gute Ideen zu multiplizieren.

00:36:41: Daniel Thomas Geis ist deshalb auch ein Sachsenzugast gewesen,

00:36:44: um über den Werteprozess in Rheinland-Pfalz zu sprechen.

00:36:47: Denn auch hier wird ein neues Feuerwehrleitbild erarbeitet.

00:36:50: Ziel ist es, möglichst viele Kameraden und Kameradinnen zu beteiligen,

00:36:54: um sich das Verbindende vor Augen zu halten.

00:36:57: Als Demokratieberaterin im Namen von ZTT und dem Sächsischen Landesprojekt Aspekt 112

00:37:02: begrüßt Katja Azzler diesen Schritt.

00:37:05: Sie ist Mitglied in der Feuerwehr Leipzig.

00:37:07: In der kleinen Ortsfeuerwehr Widerich arbeitet sie als Einsatzkraft

00:37:10: und stellvertretende Jugendwarten.

00:37:12: Sie weiß, wie schnell man im Dienst mit Scheuklappen agiert.

00:37:15: Jede wäre mit ihren spezifischen Routinen.

00:37:18: Da kann es durchaus passieren, dass wir in unserer kleinen Feuerwehrwelt

00:37:24: in unserer Region dann sagen, so wie wir das machen, ist es richtig.

00:37:28: Wir haben die Weisheit.

00:37:30: Um das bewusst zu machen, dass wir alle ein sind

00:37:34: und eine Feuerwehr mit gemeinsamen Werten ist,

00:37:38: ist es wichtig, dieses Leitbild zu haben,

00:37:40: damit man sich auf das konzentrieren kann, was der andere ist.

00:37:44: Wir sind alle eins.

00:37:46: Wenn wir den Blick haben, dass wir alle eins sind,

00:37:48: dann haben wir dann auch wieder ein Auge,

00:37:50: dass wir alle unterschiedliche Sachen mitbringen

00:37:52: und dass wir von diesen unterschiedlichen Sachen partizipieren können

00:37:55: und uns gegenseitig darin austauschen können

00:37:58: und die Best Practice Beispiele auf uns übernehmen können.

00:38:02: Von den Stärken der anderen profitieren.

00:38:05: Das sporne sie an, an dem Prozess mitzuwirken.

00:38:07: Sie teile gern ihr Wissen und bildet sich auch selbst fort.

00:38:10: Für Katja Azzler ist das wichtig,

00:38:12: weil im Feuerwehralltag der Austausch manchmal zwangsläufig auf der Strecke bleibt.

00:38:16: Zeit ist eine immer knappe Ressource.

00:38:19: Dass auch kritische Punkte angesprochen werden, erhofft sie sich deshalb.

00:38:23: Oftmals ist ja diese Kritik, die da kommt,

00:38:25: einfach nur dafür da, dass wir besser werden.

00:38:29: Dass wir uns weiterentwickeln können,

00:38:31: dass wir an den Sachen ansetzen können,

00:38:33: wo wir eventuell noch Defizite haben.

00:38:36: Das sehe ich manchmal etwas kritischer,

00:38:39: wenn die Feuerwehrleute nicht so einkritisch sind.

00:38:43: Aber das wächst sich vielleicht auch ein Stück weit raus,

00:38:47: wenn jetzt wir sind ja nicht nur, dass wir uns verändern,

00:38:50: sondern es verändern sicher auch unsere Mitglieder,

00:38:53: weil wir immer wieder neue dazu bekommen,

00:38:55: die auch anders mit Situationen umgehen.

00:38:58: Und was bedeutet das alles nun für die Zukunft von Feuerwehr?

00:39:01: Wenn Katja Azzler und Daniel Thomas Geis

00:39:03: nach ihrer Vision von Feuerwehr gefragt werden,

00:39:06: beschreiben sie ein ganz ähnliches Szenario.

00:39:08: Bund und vielfältig soll die Organisation sein.

00:39:11: Jeder Mensch darin einen Platz finden,

00:39:13: mit seinen ganz individuellen Stärken.

00:39:16: Feuerwehr ist Abenteuer auf Großfamilien.

00:39:18: Neben guter Technik und Ausrüstung braucht es eben auch liebenswerte Menschen.

00:39:23: Also den krummelischen Opa und den lustigen Onkel

00:39:28: und die zickige große Schwester und den frechenden kleinen Bruder.

00:39:33: Es ist natürlich immer so, dass diese verschiedenen Rollen

00:39:37: nicht alle in einer Person verteilt werden

00:39:41: oder aufgeteilt sein müssen,

00:39:43: sondern das kann auch sein, dass sich das alles ein bisschen verschiebt

00:39:48: und miteinander verschwimmt,

00:39:49: weil nicht jeder passt in eine Schublade

00:39:52: oder in einen Spind bei der Feuerwehr.

00:39:54: Manche füllen eben auch das ganze Gerätehaus

00:39:58: oder die ganze Feuerwache mit ihrer Präsenz

00:40:01: und ihren Eigenschaften aus.

00:40:03: Meine Vision von der Feuerwehr sieht in Zukunft so aus.

00:40:07: Gleichberechtigung auf allen Ebenen, ob männlich, weiblich, divers,

00:40:12: also dass wir auch da unterschiedliche Leidensfunktionen

00:40:16: durch diese unterschiedliche Geschlechter besetzt haben

00:40:19: und die auch verantwortlich respektiert und anerkannt werden.

00:40:23: Ein Anteil über 50 bis 60 Prozent Frauen,

00:40:30: diverse Inklusionen, Integration in den Feuerwehren,

00:40:36: also dass wir viel mehr da ankommen, wo wir heute sind

00:40:41: und die Jugendliche unsere Kinder vielleicht mal als Vorbild nehmen.

00:40:47: Ich bin immer fasziniert, wie meine Kinder den Konflikt im Kindergarten

00:40:52: in der Schule schon lösen.

00:40:54: Da sind wir als Erwachsene glaube ich Welten noch von entfernt.

00:40:59: Sich weiterentwickeln, um die eigene Existenzgrundlage zu sichern.

00:41:03: Darum ging es in dieser Folge von Zukunft 112.

00:41:06: Wir haben versucht Feuerwehr in ihren Werten und ihrem Selbstverständnis zu befragen

00:41:10: und haben gehört, vielerorts sind Prozesse in Gang.

00:41:13: Viele verantwortliche wissen, es ist Zeit zu handeln,

00:41:16: um Feuerwehr jetzt für die nächsten Jahrzehnte

00:41:19: mit einer demokratischen Verbandskultur aufzubauen,

00:41:21: die Vielfalt und Offenheit lebt und dafür Position bezieht.

00:41:25: In den nächsten Wochen wollen wir auf die Suche nach positiven Beispielen im Land gehen

00:41:29: und herausfinden, was passiert aktuell, wie sie zukunftsfähige Feuerwehr schon heute aus.

00:41:35: [Musik]

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